Ökologisch verträgliches Bauen, gesundes Bauen, Wohngesundheit, Schadstofffreiheit, Baubiologie – all diese Begriffe haben Überschneidungen. Gemeint sind Bauwerke, die ohne den Einsatz von bedenklichen Materialien überwiegend aus naturnahen Materialien errichtet wurden. In der Vergangenheit gehörte manchmal noch dazu, dass das Bauwerk im Betrieb durch ein kluges Energiekonzept nur gering zu Umweltbelastung und zum Ressourcenabbau beiträgt. Dieser Aspekt wurde in den letzten Jahren durch immer weitere Verschärfungen der Anforderungen in der Energieeinsparverordnung (EnEV) auf die Spitze getrieben und ist mittlerweile generell für Bauvorhaben in der Bundesrepublik Deutschland Pflicht.
Allerdings wird dabei der Einsatz von Ressourcen während des Baus und deren spätere Rückgewinnung völlig ignoriert. Wenn davon ausgegangen wird, dass heute errichtete Gebäude eine Standzeit von 20 bis maximal 50 Jahren haben, bekommen diese Parameter daher eine immer höhere Bedeutung.
Ökologisches Bauen ist gut für die Gesundheit
Die hohe Luftdichtheit moderner, nach EnEV errichteter Gebäude verhindert zwar Energieverluste, senkt aber auch den Luftaustausch. Ausgasungen von Baumaterialien verbleiben länger im Innenraum und können die Gesundheit des Nutzers beeinträchtigen. Zu hohe Luftfeuchtigkeit kann sich an kühleren Oberflächen innerhalb des Gebäudes niederschlagen und zu Schimmelbildung führen.
Manche Bauherren sind daher gezielt auf der Suche nach Firmen und Planern, die sich auf das ökologische Bauen spezialisiert haben. Oft handelt es sich dabei um Akteure, die bevorzugt bestimmte Materialien einsetzen, z.B. Holz, Lehm, diffusionsoffene mineralische Putze und Farben, naturbasierte Dämmstoffe aus Pflanzenfasern, etc.
Diese Materialwahl führt dazu, dass bestimmte Konstruktionsmethoden verstärkt eingesetzt werden: Außenwände und Dächer werden in Holzbauweise oft diffusionsoffen und hinterlüftet ausgeführt. Andere Bauarten sind natürlich möglich, können dem Planer spezielleres Know-How abverlangen.
Auf die richtigen Materialien kommt es an
Neben konstruktiven Restriktionen bieten diese Materialien aber auch entscheidende Vorteile: Lehm als Putz oder eine massive Innenwand kann große Mengen Luftfeuchtigkeit binden und wieder abgeben. Durch diese regulierende Wirkung wird das Risiko der Kondensatbildung verringert und die subjektive Qualität der Raumluft verbessert. Manche Planungsbüros setzen diesen Baustoff sogar so selbstbewusst ein, dass auf mechanische Lüftungsanlagen verzichtet werden kann.
Reine Luftkalkputze, wie sie seit Jahrtausenden eingesetzt werden, sind alkalisch und hemmen das Wachstum von Pilzen und Bakterien. Dies kommt vor allem Allergikern zu Gute.
Dämmstoffe auf natürlicher Basis gibt es beispielsweise aus Holzfasern, Hanf, Stroh, Schafwolle und auch aus wiedergewonnener Zellulose. Dabei sind die Herstellungswege beinahe so vielseitig wie die Anzahl der Produkte: Manche Fasern werden mit geringen Mengen Leim benetzt und gepresst, manche mit Stützfasern versehen, die durch kurzes Erhitzen schmelzen und den Dämmstoff in Form halten, manche schlicht und einfach in Hohlräume eingeblasen (Zellulose) oder in Quaderform direkt auf dem Acker gebunden (Strohballen).