Kategorie Archive: Allgemein

Ökologische Häuser weiter im Trend

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 7. April 2017
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Ökologisch verträgliches Bauen, gesundes Bauen, Wohngesundheit, Schadstofffreiheit, Baubiologie – all diese Begriffe haben Überschneidungen. Gemeint sind Bauwerke, die ohne den Einsatz von bedenklichen Materialien überwiegend aus naturnahen Materialien errichtet wurden. In der Vergangenheit gehörte manchmal noch dazu, dass das Bauwerk im Betrieb durch ein kluges Energiekonzept nur gering zu Umweltbelastung und zum Ressourcenabbau beiträgt. Dieser Aspekt wurde in den letzten Jahren durch immer weitere Verschärfungen der Anforderungen in der Energieeinsparverordnung (EnEV) auf die Spitze getrieben und ist mittlerweile generell für Bauvorhaben in der Bundesrepublik Deutschland Pflicht.

Allerdings wird dabei der Einsatz von Ressourcen während des Baus und deren spätere Rückgewinnung völlig ignoriert. Wenn davon ausgegangen wird, dass heute errichtete Gebäude eine Standzeit von 20 bis maximal 50 Jahren haben, bekommen diese Parameter daher eine immer höhere Bedeutung.

Ökologisches Bauen ist gut für die Gesundheit

Die hohe Luftdichtheit moderner, nach EnEV errichteter Gebäude verhindert zwar Energieverluste, senkt aber auch den Luftaustausch. Ausgasungen von Baumaterialien verbleiben länger im Innenraum und können die Gesundheit des Nutzers beeinträchtigen. Zu hohe Luftfeuchtigkeit kann sich an kühleren Oberflächen innerhalb des Gebäudes niederschlagen und zu Schimmelbildung führen.

Manche Bauherren sind daher gezielt auf der Suche nach Firmen und Planern, die sich auf das ökologische Bauen spezialisiert haben. Oft handelt es sich dabei um Akteure, die bevorzugt bestimmte Materialien einsetzen, z.B. Holz, Lehm, diffusionsoffene mineralische Putze und Farben, naturbasierte Dämmstoffe aus Pflanzenfasern, etc.

Diese Materialwahl führt dazu, dass bestimmte Konstruktionsmethoden verstärkt eingesetzt werden: Außenwände und Dächer werden in Holzbauweise oft diffusionsoffen und hinterlüftet ausgeführt. Andere Bauarten sind natürlich möglich, können dem Planer spezielleres Know-How abverlangen.

Ökologische Häuser sind energieeffizienter

Auf die richtigen Materialien kommt es an

Neben konstruktiven Restriktionen bieten diese Materialien aber auch entscheidende Vorteile: Lehm als Putz oder eine massive Innenwand kann große Mengen Luftfeuchtigkeit binden und wieder abgeben. Durch diese regulierende Wirkung wird das Risiko der Kondensatbildung verringert und die subjektive Qualität der Raumluft verbessert. Manche Planungsbüros setzen diesen Baustoff sogar so selbstbewusst ein, dass auf mechanische Lüftungsanlagen verzichtet werden kann.

Reine Luftkalkputze, wie sie seit Jahrtausenden eingesetzt werden, sind alkalisch und hemmen das Wachstum von Pilzen und Bakterien. Dies kommt vor allem Allergikern zu Gute.

Dämmstoffe auf natürlicher Basis gibt es beispielsweise aus Holzfasern, Hanf, Stroh, Schafwolle und auch aus wiedergewonnener Zellulose. Dabei sind die Herstellungswege beinahe so vielseitig wie die Anzahl der Produkte: Manche Fasern werden mit geringen Mengen Leim benetzt und gepresst, manche mit Stützfasern versehen, die durch kurzes Erhitzen schmelzen und den Dämmstoff in Form halten, manche schlicht und einfach in Hohlräume eingeblasen (Zellulose) oder in Quaderform direkt auf dem Acker gebunden (Strohballen).

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Die Tiny House Bewegung

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 18. März 2017
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Viele Leser haben sich vielleicht schon gefragt, was es mit der „Tiny House“ (dt. „winziges Haus“) Bewegung auf sich hat. Warum sollte man freiwillig in ein kleines Haus ziehen? Ist mehr Platz nicht besser? Der Architektenscout stellt Ihnen die wichtigsten Fakten zusammen

Ein Tiny House in Arkansas, USA (Foto: Wikimedia Commons)

 

Tiny House – die Grundidee

Explodierende Immobilienpreise, steigende Baukosten durch wachsende energetische Anforderungen, erhöhter beruflicher Mobilitätsanspruch und nicht zuletzt die sinkende Popularität des Vorstadt-Traums vom ordinären Eigenheim mit Garten und Garage hat dem Tiny House Konzept in den letzten Jahren Auftrieb verschafft.

Die Grundidee dieser Typologie ist, mit möglichst niedrigem finanziellen Einsatz und auf kleiner Grundfläche ein vollwertiges Haus mit allen notwendigen Funktionen zu schaffen.

Dabei können Tiny Houses sowohl Varianten auf Rädern, z.B. Bauwagenumbauten, als auch ortsfeste Bauten sein.

Die Größe der Wohnfläche eines Tiny Houses kann je nach Bauart bis zu 40 m² betragen. Die räumliche Organisation muss sehr ausgeklügelt sein, um alle Funktionen eines Hauses beherbergen zu können. Dies stellt zusätzliche Anforderungen an den Planer, schont aber neben dem Geldbeutel auch die kostbare Ressource Raum. Der Nutzer ist gezwungen, nur das Nötigste an Gegenständen aufzubewahren und seinen Platz effizient zu nutzen: Überfüllte Keller und Dachböden mit gesammelten Andenken an die Kindheit oder geerbtem Tafelsilber für seltene Anlasse sind im Tiny House nicht möglich.

Auf kleinstem Raum werden Küche, Bad, Schlaf -und Wohnraum angelegt. Oft auch ineinander verschachtelt oder gestapelt, sodass Einbaumöbel mehrere Funktionen übernehmen können.

Diese Wohnform liegt im Trend mit dem so genannten Downsizing (dt. „Verkleinerung“) im Wohnen, das die Tendenz nach ständiger Vergrößerung der Wohnfläche seit Mitte des letzten Jahrhunderts konterkariert.

Statistisch gesehen steigt der Wohnflächenbedarf pro Kopf zwar stetig an, allerdings haben demographische Entwicklungen hier einen großen Einfluss: Einfamilienhäuser im suburbanen und ländlichen Raum werden durch Wegzüge der jüngeren Generationen in Städte nur noch durch die ältere Generation bewohnt. Es kommt nicht selten vor, dass zwei Personen auf mehr als 120 m² leben. Es wäre daher nicht präzise, auf dieser Grundlage auf die Höhe des künftigen Wohnflächenbedarfs zu schließen.

Der Innenraum eines Tiny House in Portland, USA Foto: Tammy, Wikimedia Commons

 

Das Tiny100 – das kleinste Haus Berlins?

Ein Beispiel für zeitgenössische Tiny Houses ist das „Tiny100“ in Berlin. Entstanden als mobiler Prototyp für günstigen Wohnraum im urbanen Kontext zeigt es eindrucksvoll, wie auf 6,4 m² sämtliche Funktionen einer regulären Wohneinheit untergebracht werden können.

Das Haus ist als Anhänger konzipiert und verfügt über Bett, Schreibtisch, Küchenzeile, Essplatz, Sofa, Dusche und Toilette. Das klingt auf 6,4 m² erstmal wenig realistisch. Durch große Raumhöhe und geschickte Anordnung findet aber alles seinen Platz. Das Bett ist als Hochbett konzipiert, der Schreibtisch ist räumlich Teil des Bettes und der Küche. Um ihn zu nutzen, setzt man sich auf das Bett und steckt seine Füße durch eine Öffnung, die Teil der Küche ist.

 

Das Tiny100 in Berlin auf dem Bauhaus-Campus (Foto: David Ziai)

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Wohnungsbau-Offensiven: Was machen sie mit Architektur und Stadtbild?

Im März 2016 hat Bundesbauministerin Barbara Hendricks eine sogenannte Wohnungsbau-Offensive beschlossen. Das bedeutet, alljährlich sollen künftig bundesweit 350 000 neue Wohnungen fertiggestellt werden. Dieser „Bauboom“ ist im ganzen Land spürbar: in den Quartieren, in den Straßenzügen und selbstverständlich in den Architekturbüros. Auch die Bundesarchitektenkammer hat zu dem 10-Punkte-Programm des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen Stellung bezogen. Mit Stand 19.09.2016 zeigt die Wohnungsbau-Offensive Wirkung: Im Zeitraum Januar bis Juli 2016 gab es 26,1 % mehr genehmigte Wohnungen als im Vorjahreszeitraum, so das Statistische Bundesamt.

Wo so viel gebaut werden soll – insbesondere steht das Vorantreiben des sozialen Wohnungsbaus im Fokus – ist das Thema Kostenreduktion allgegenwärtig. Diese kann über die Instrumente Grundrisse, Konstruktionen, Wettbewerbsverfahren, Planungs- und Bauprozesse gesteuert werden. Doch hierbei haben Architekten keinesfalls freie Handhabe. Stets müssen sie einen Spagat zwischen ihren Rollen als Baukultur-Verfechter einerseits und Treuhänder des Bauherrn andererseits leisten. Insbesondere der kostengünstige Wohnungsbau setzt die linke und rechte Grenze der Planer besonders eng. Die bestehenden und laut Bundesarchitektenkammer dringend zu novellierenden Normen, Regelwerke, aber auch das Budget lassen nur sehr wenig Spielraum. Die Situation von Architekten erinnert oftmals an ein Dilemma. Wird sehr günstig gebaut, muss aus verschiedenen Gründen darauf geachtet werden, den städtebaulichen Aspekt nicht außer Acht zu lassen. Ist, wie es im sozialen Wohnungsbau nun einmal erforderlich ist, die Quadratmeterzahl pro Einheit geringer, so ist es umso wichtiger, das Quartier als Erweiterung des Lebensraums zu begreifen und dementsprechend zu gestalten. Weiterhin ist der Druck der stetigen Kostenoptimierung vorhanden. Da diese durch Optimierung von Flächen und Funktionen reduziert werden können, ist die Wahl in Sachen Typologie sehr beschränkt.

Großsiedlungen als Ergebnis von Einsparungen im sozialen Wohnungsbau?

 Wohnungsbau © CC0 Public Domai

Wohnungsbau © CC0 Public Domain

Ein Ergebnis der Sparzwänge kann das Entstehen uniform wirkender Großsiedlungen sein. Sie sind die Fehler der Siebzigerjahre, in denen die Motivation des Wohnungsbaus eine ähnliche war wir heute. Die Großsiedlungen entstanden an den Stadträndern der Großstädte, Gettoisierung war die natürliche Folge. Wo viele aus gleich welchen Gründen sozial Schwache wohnen, wächst der Frust und mit diesem schlimmstenfalls die Kriminalität. Das soll heute, in Zeiten der Flüchtlingskrise, bereits durch geschicktes bauliches Vorgehen weitestgehend vermieden werden. Doch wie soll das gehen, wenn so viel Wohnraum auf einmal benötigt wird, mehr noch als bereits ohne die vielen Menschen, die „auf einmal“ ebenfalls hier leben möchten? Eine Idee wäre, auf das Bauen von Massenunterkünften zu verzichten, wo es nur irgend möglich ist. Stattdessen könnten kleine Einheiten in allen Stadtteilen von Großstädten geplant werden – dies wäre zugleich eine Möglichkeit, neue und frische Architekturideen zu denken und umzusetzen. Wichtig ist, die stadtplanerischen Fehler vergangener Tage nicht zu wiederholen, den Städten auch in Zeiten des Baubooms nicht ihre Identität zu nehmen. Die Uniformität der Großsiedlungen, insbesondere gebaut an der Peripherie der Städte, dort wo „keiner wohnen will“, dient ohne Frage in keiner Weise dazu, die Eigenheit und Ausstrahlung einer Stadt, die Schönheit eines Quartiers entstehen zu lassen oder zu bewahren. Ein Gefühl von Heimat und Zuhause entsteht dort, wo Besonderheiten eines Ortes, die kleinen Details es sind, die das Liebenswerte an ihm ausmachen.

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Berühmtheiten der Architektur: De Stijl

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 17. September 2016
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De Stijl: Niederländischer Aufruf zu puristischer Abstraktion

De Stijl verstand sich als Künstlervereinigung von Architekten, Malern, Autoren und Designern und war eine gleichnamige Kunstzeitschrift. Sie war wesentlicher Bestandteil der Gruppe und diente der Verbreitung der „De Stijl“-Theorie sowie dessen Weiterentwicklung.

Eine Reihe von Künstlern gründete 1917 die in Amsterdam hervorgerufene Kunstbewegung, deren schöpferische Kernzeit bis 1931 andauerte. Darunter waren der Maler und Kunsttheoretiker Theo van Doesburg, die Maler Piet Mondrian, Georges Vantongerloo, Vilmos Huszár, Bart van der Leck, die Architekten Robert van’t Hoff, J. J. P. Oud und Jan Wils, sowie der Dichter Antony Kok. Neue Mitglieder kamen im Laufe der Zeit hinzu, während alte die Gruppe verließen.

Theorie und Praxis

Die als „neue Gestaltung“ zu bezeichnende Bewegung machte sich zur Überzeugung, dass nur die pure Abstraktion von Form und Farben zulässig sei. Dessen Gründungsmitglied Mondrian definierte in seinem Essay „Neo-Plasticism in Pictorial Art“, dass nur Primärfarben (Rot, Gelb und Blau), Nichtfarben (Schwarz, Weiß und Grau), Vierecke, Rechtecke und nur gerade (waagerechte und senkrechte) Linien verwendet werden dürften.

Die Künstler wandten sich vollständig von den darstellerischen Grundsätzen der traditionellen Kunst ab und zielten auf eine völlig neue Farben- und Formensprache mit strikter Geometrie ab. Parallelen zum deutschen Bauhaus sind aufgrund der universell anwendbaren Grundsätze auf alle Gestaltungsbereiche vorhanden. Der Kubismus und Wassily Kandinskys kunsttheoretische Veröffentlichungen prägten ihre Vorstellungen, obgleich sie nicht an deren allgemeinen Prinzipien festhielten. Das gemeinsame Schaffen stand im Mittelpunkt.

Nicht nur in der bildenden Kunst und Architektur, sondern auch im Design von Möbeln und anderer Gebrauchsgegenstände wirkte die Strahlkraft von De Stijl. Das wohl bekannteste Beispiel ist das 1924 in Utrecht erbaute Rietveld-Schröder-Haus. Es zählt zu den wichtigsten Bauwerken der De-Stijl-Bewegung, steht seit 1976 unter Denkmalschutz und ist seit 2000 ein UNESCO-Weltkulturerbe. Tatsächlich ist es das einzige Gebäude, das vollständig gemäß der Stijl-Prinzipien gebaut wurde.

Das Rietveld-Schöderhaus (Foto: Hay Kranen / CC-BY)

Das Rietveld-Schöderhaus (Foto: Hay Kranen / CC-BY)

Einflüsse und Mission

Die vor allem als geistig und intellektuell zu verstehende Bewegung betonte in ihrem Manifest Universalität und negierte die Individualität. Ultimative Einfachheit, Minimalismus, Abstraktion und die Suche der nach der „idealen“ geometrischen Form waren die Kernthemen der Gruppe.

Ihre Werke vermieden Symmetrie. Eine ästhetische Balance erreichten sie stattdessen mit der Nutzung von elementaren Kontrasten (waagerecht/senkrecht, groß/klein, hell/dunkel) und der Unabhängigkeit eines jeden Elements im Werk: das zuvor genannte Rietveld-Schröder-Haus und der Rot-Blaue Stuhl von Rietveld sind Beispiele für Letzteres. Sie zeigen das Zusammenspiel von senkrechten und waagerechten Linien, die sich nicht überlagern oder aufeinandertreffen.

Der rot-blaue Stuhl von Gerrit Rietveld (Foto: Ellywa, CC)

Der rot-blaue Stuhl von Gerrit Rietveld (Foto: Ellywa, CC)

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Berühmtheiten der Architektur: Peter Zumthor

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 5. September 2016
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In unserer Reihe „Berühmtheiten der Architektur“ stellen wir vom ArchitektenScout Ihnen die Stars der Architekturszene vor: Architekten, Architektenbüros, außergewöhnliche Bauwerke — alles was das Architekten-Herz begehrt.

In unserem heutigen Artikel stellen wir einen der berühmtesten, aber auch umstrittensten Architekten der Schweiz vor: Peter Zumthor.

Peter Zumthor – Ausgezeichnete Architektur mit klarer Linie

Peter Zumthor wurde 1943 in Basel, Schweiz geboren und ist ein international sehr bekannter Architekt.

Nach seiner Ausbildung als Möbelschreiner widmete er sich im anschließenden Studium an der Kunstgewerbeschule in Basel der Innenarchitektur und dem Design. Nachfolgend studierte er Architektur und Industrial Design am Pratt Institute in New York.

Nachdem er viele Jahre als Denkmalpfleger am Denkmalamt seines Wohnkantons Graubünden in der Südostschweiz tätig war, gründete er 1978 sein Architekturbüro im gleichen Kanton.

Zusammen mit seiner Frau Annalisa Zumthor-Cuorad, mit der er drei erwachsene Kinder hat, lebt er in Haldenstein, wo er auch sein Architekturbüro mit etwa 30 Angestellten leitet.

Eines seiner berühmtesten Werke ist die Therme Vals. Wie eine Mischung aus Steinbruch und Höhle aufgebaut, sollte sie sich dank der genutzten Materialen aus der unmittelbaren Umgebung nahtlos ins Gesamtbild der Region einfügen, den Ausdruck von nachhaltigem Tourismus fördern und die sozialen und kulturhistorischen Umstände des Ortes aufgreifen.

Er war als Gastprofessor weltweit tätig und lehrte unter anderem am Southern California Institute of Architecture in Los Angeles (1988), der Technischen Universität in München (1989), an der Tulane University (1992) und der Harvard Graduate School of Design (1999). Seit 1996 ist er ebenfalls Professor an der Schweizer Accademia di Architettura di Mendrisio.

Zumthor hat eine klare Auffassung von Architektur, verweigerte sich zeitweisen Modeströmungen und drückt seine Meinung direkt und unverblümt aus. Das brachte ihm in der Vergangenheit den Ruf ein, schwer umgänglich und stur zu sein. Als Künstler nimmt er sich Zeit für seine Arbeit, arbeitet detailgenau und hoch perfektionistisch. Beim Aufbau der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ bescherte ihm diese Arbeitseinstellung das frühzeitige Aus, weil das Projekt mit 38,8 Millionen Euro Baukosten zu teuer wurde.

Für ihn ist Architektur nicht Bauen, sondern eine sinnliche Erfahrung, die greifbar und menschlich sein soll. Das Fühlen, Riechen und Anfassen von Materialien im fertigen Werk orchestrierte Zumthor förmlich, weshalb die Materialwahl (wenn auch teilweise teuer) große Priorität in seinen Umsetzungen genoss. Diese Verherrlichung von sinnlicher Erfahrung und Gefühlen teilt er mit Heideggers Überzeugung aus den Lehren der Phänomenologie.

Nichtsdestotrotz wurde seine oft als minimalistisch bezeichnete Arbeit vielerorts gewürdigt: 1994 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin gewählt. Zwei Jahre späte wurde er zum Ehrenmitglied des Bunds Deutscher Architekten (BDA) ernannt, gefolgt vom Carlsberg Architectural Prize für die Konzeption des Kunsthauses Bregenz (1998), dem European Union Prize for Contemporary Architecture (1999), der Royal Gold Medal (2013) und dem Pritzker-Preis, dem weltweit wichtigsten Architekturpreis.

Im Folgenden stellen wir Ihnen einige seiner bekanntesten Bauwerke vor.

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Moderne Architektur in München – Teil 2

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 10. August 2016
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Heute präsentieren wir vom ArchitektenScout Ihnen Teil 2 unserer Reihe über moderne Architektur in München. Vielen Besuchern und Münchnern sind die historischen und glamourösen Bauwerke der bayerischen Landeshauptstadt bekannt aber die moderne Architektur in München hat aber viel mehr zu bieten und zeigt sich nobel, elegant, vielfältig und mit Mut zu Neuem.

Es geht uns weniger darum, unsere Lieblinge darzulegen, sondern zu zeigen, wie breit gefächert Münchens Architektur der letzten zehn bis 20 Jahre aussieht. Denn Vielfalt erfreut das Herz von Architekturfreunden und bietet eine gute Basis für interessante Diskussionen.

Das Buchheim Museum der Phantasie

Das nach Lothar-Günther Buchheim benannte Museum am Starnberger See wurde von Behnisch & Partner entworfen und 2001 feierlich eröffnet.

Kunst, Architektur und Natur sind die drei Elemente, die ein (für ein Museum im klassischen Sinne) untypisches Erlebnis aus drei Perspektiven bietet.

Es umfasst knapp 4.000 Quadratmeter und ist der Gestalt eines Schiffs (mit Dächern, Terrassen, Brücken, Balkonen, Türmen, Relings und Fensterbändern) nachempfunden. Ein langer Steg, der Teil der Gesamtkonstruktion ist, führt hinaus auf den See. Die Baukunst ist Ausdruck der im Museum befindlichen Vielfalt, die sich auch durch die verschiedenen Skulpturen im umgebenden Höhenrieder Park fortsetzt.

Neben eigenen Arbeiten von Buchheim (als Maler, Fotograf, Verleger, Romanautor) und Gegenständen, die Buchheim auf seinen Reisen gesammelt hat, sind die Maler der Künstlergemeinschaft „Brücke“ und Meisterwerke namhafter deutscher Expressionisten wie Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Erich Heckel vertreten. Das Museum ist aber auch ein Volks- und Völkerkundemuseum.

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Das Buchheim Museum der Phantasie (Foto: Wikimedia Commons, CC BY SA 3.0)

Die Herz-Jesu-Kirche

Die katholische Pfarrkirche Herz Jesu wurde in Quaderform mit einer blauen 14 Meter hohen blauen Glasfront von 1997-2000 neu gebaut. Die Architekten Allmann Sattler Wappner sind für das Werk verantwortlich. Sie ist eine der am häufigsten besuchten Kirchen in München. Die gesamte Vorderseite bildet ein riesiges Tor aus zwei Flügeln, die sich komplett öffnen lassen. Es sind die größten Kirchentore der Welt.

Das Stahlkonstrukt mit Glasfassade und halbtransparenten Seiten erlaubt einen geregelten Lichteinfall auf den im Inneren befindlichen hölzernen Kubus.

Während die Helligkeit zum Altar sichtlich zunimmt, verkleinert sich die Transparenz der parallel verlaufenden Außenwände, die somit den Altarbereich vor äußeren Einblicken schützen.

Am Ende des Innenraums erscheint je nach Lichteinfall das Kreuz heller oder dunkler als die Umgebung. Es entsteht ein lebendiger, lebhafter Eindruck. Der Boden fällt zum Altar hin auch ab, wodurch das Gefühl von Geborgenheit, das durch das Holz im Kubus schon entsteht, noch verstärkt wird. Das Spiel mit Licht und Schatten (sowie hell und dunkel) setzt sich auch mit dem verwendeten hellen Holz der Innenstruktur und der dunklen Rückwand des Kirchengestühls fort, wodurch die silberne Orgel über dem Eingang des inneren Kubus noch deutlicher in Erscheinung tritt.

Ein Kreuzweg im Kubus illustriert durch Schwarzweiß-Fotografien die Leiden Jesu in den verschiedenen Stadien gemäß der Via Dolorosa in Jerusalem.

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Die Herz-Jesu-Kirche (Foto: Wikimedia Commons, CC BY SA 4.0)

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