Walter Gropius (Foto: Louis Held)
In unserer Reihe „Berühmtheiten der Architektur“ stellen wir vom ArchitektenScout Ihnen die Stars der Architekturszene vor: Architekten, Architektenbüros, außergewöhnliche Bauwerke — alles was das Architekten-Herz begehrt.
In unserem heutigen Artikel stellen wir Ihnen einen der bedeutendsten deutschen Architekten überhaupt vor: Walter Gropius.
Walter Gropius — ein Porträt
Walter Gropius wurde 1883 in Berlin geboren und absolvierte das Architekturstudium ab 1903 zunächst an der Technischen Hochschule München und dann an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Er brach das Studium zwar ohne Abschluss ab, macht sich aber bereits nach zweijähriger Zusammenarbeit mit Peter Behrens selbstständig. Er war daraufhin nicht nur als Architekt sondern auch als Industriedesigner tätig und entwarf so verschiedene Dinge wie Autokarossen, Tapeten und Möbel.
Zu großer Bekanntheit gelangte er dann durch den Bau des Fagus-Werks in Alfeld an der Leine, was ihn zum Begründer der sogenannten „Modernen Architektur“ machte, weswegen das Fagus-Werk auch zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Das Besondere an dieser Architektur war der vermehrte Einsatz von Stahl und Glas, was Gropius anhand der verglasten Treppentürme für die Musterfabrik der Ausstellung des Deutschen Werkbundes (1914) verdeutlichte.
Die Bauhaus-Zeit
Das wohl größte Vermächtnis von Walter Gropius ist die Gründung einer damals revolutionären Kunstschule, dem Bauhaus. Es stach dadurch hervor, dass es Kunst und Handwerk zusammenführte und daraufhin zu einer der einflussreichsten Architekturschulen überhaupt avancierte. Auch wenn es in seiner ursprünglichen Form nur von 1919 bis 1933 bestand, prägt es die modernistische Architektur noch bis heute.
Als Walter Gropius das Bauhaus zusammen mit Henry van de Velde ins Leben rief war der Hauptgedanke Kunst und Industrialisierung zu trennen um dem Trend der Massenproduktion von Kunstprodukten entgegenzuwirken. Gleichzeitig war der Anspruch eine Formensprache zu entwickeln, die mit dem industriellen Herstellungsprozess konform war. Zudem war es Gropius besonders wichtig die Architektur mit anderen Kunsthandwerken zu verbinden und damit auch nicht mehr zwischen Künstler und Handwerker zu unterscheiden. So schreibt er in seinem Bauhaus-Manifest: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!“.
Gropius konnte in diesem Sinne auch viele bedeutende Künstler als Lehrer für das Bauhaus gewinnen, darunter waren unter anderem:
- Lyonel Feininger
- Oskar Schlemmer
- Paul Klee
- Wassily Kandinsky
Obwohl Gropius gelernter Architekt war und für die Architektur lebte, gab es auf dem Bauhaus zwar eine Architekturabteilung aber keine klassische Architektenausbildung. Stattdessen war die Ausbildung außerordentlich umfassend und abwechslungsreich, was Kunstschulen weltweit geprägt hat.
Aus finanziellen und politischen Gründen zog das Bauhaus 1915 von Weimar nach Dessau um und leitete damit eine neue Epoche der Kunsthochschule ein. So begann die Zusammenarbeit mit der Industrie und Gropius trat 1928 zurück—neuer Direktor wurde der von ihm vorgeschlagene Hannes Meyer. Die NSDAP setzte dann 1933 die Schließung des Bauhauses durch. Gropius emigrierte daraufhin in die USA wo er den Lehransatz des Bauhauses weiterverbreitete, als Professor für Architektur an der Graduate School of Design der Harvard University.
Ende der 50er Jahre kehrte Gropius dann nach Deutschland zurück. Er wurde wieder als Architekt tätig, etwa durch einen mehrgeschossigen Wohnblick, der dem Stil der „späten Moderne“ zugeordnet wird.