Monatsarchiv: März 2017

Die Tiny House Bewegung

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 18. März 2017
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Viele Leser haben sich vielleicht schon gefragt, was es mit der „Tiny House“ (dt. „winziges Haus“) Bewegung auf sich hat. Warum sollte man freiwillig in ein kleines Haus ziehen? Ist mehr Platz nicht besser? Der Architektenscout stellt Ihnen die wichtigsten Fakten zusammen

Ein Tiny House in Arkansas, USA (Foto: Wikimedia Commons)

 

Tiny House – die Grundidee

Explodierende Immobilienpreise, steigende Baukosten durch wachsende energetische Anforderungen, erhöhter beruflicher Mobilitätsanspruch und nicht zuletzt die sinkende Popularität des Vorstadt-Traums vom ordinären Eigenheim mit Garten und Garage hat dem Tiny House Konzept in den letzten Jahren Auftrieb verschafft.

Die Grundidee dieser Typologie ist, mit möglichst niedrigem finanziellen Einsatz und auf kleiner Grundfläche ein vollwertiges Haus mit allen notwendigen Funktionen zu schaffen.

Dabei können Tiny Houses sowohl Varianten auf Rädern, z.B. Bauwagenumbauten, als auch ortsfeste Bauten sein.

Die Größe der Wohnfläche eines Tiny Houses kann je nach Bauart bis zu 40 m² betragen. Die räumliche Organisation muss sehr ausgeklügelt sein, um alle Funktionen eines Hauses beherbergen zu können. Dies stellt zusätzliche Anforderungen an den Planer, schont aber neben dem Geldbeutel auch die kostbare Ressource Raum. Der Nutzer ist gezwungen, nur das Nötigste an Gegenständen aufzubewahren und seinen Platz effizient zu nutzen: Überfüllte Keller und Dachböden mit gesammelten Andenken an die Kindheit oder geerbtem Tafelsilber für seltene Anlasse sind im Tiny House nicht möglich.

Auf kleinstem Raum werden Küche, Bad, Schlaf -und Wohnraum angelegt. Oft auch ineinander verschachtelt oder gestapelt, sodass Einbaumöbel mehrere Funktionen übernehmen können.

Diese Wohnform liegt im Trend mit dem so genannten Downsizing (dt. „Verkleinerung“) im Wohnen, das die Tendenz nach ständiger Vergrößerung der Wohnfläche seit Mitte des letzten Jahrhunderts konterkariert.

Statistisch gesehen steigt der Wohnflächenbedarf pro Kopf zwar stetig an, allerdings haben demographische Entwicklungen hier einen großen Einfluss: Einfamilienhäuser im suburbanen und ländlichen Raum werden durch Wegzüge der jüngeren Generationen in Städte nur noch durch die ältere Generation bewohnt. Es kommt nicht selten vor, dass zwei Personen auf mehr als 120 m² leben. Es wäre daher nicht präzise, auf dieser Grundlage auf die Höhe des künftigen Wohnflächenbedarfs zu schließen.

Der Innenraum eines Tiny House in Portland, USA Foto: Tammy, Wikimedia Commons

 

Das Tiny100 – das kleinste Haus Berlins?

Ein Beispiel für zeitgenössische Tiny Houses ist das „Tiny100“ in Berlin. Entstanden als mobiler Prototyp für günstigen Wohnraum im urbanen Kontext zeigt es eindrucksvoll, wie auf 6,4 m² sämtliche Funktionen einer regulären Wohneinheit untergebracht werden können.

Das Haus ist als Anhänger konzipiert und verfügt über Bett, Schreibtisch, Küchenzeile, Essplatz, Sofa, Dusche und Toilette. Das klingt auf 6,4 m² erstmal wenig realistisch. Durch große Raumhöhe und geschickte Anordnung findet aber alles seinen Platz. Das Bett ist als Hochbett konzipiert, der Schreibtisch ist räumlich Teil des Bettes und der Küche. Um ihn zu nutzen, setzt man sich auf das Bett und steckt seine Füße durch eine Öffnung, die Teil der Küche ist.

 

Das Tiny100 in Berlin auf dem Bauhaus-Campus (Foto: David Ziai)

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