Monatsarchiv: November 2017

Keller im Eigenheim: Vergrabenes Geld?

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 14. November 2017
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Wie viel ist ein Keller wert?

Keller kosten mehr als die oberen Geschosse (zwischen 200 bis 400 Euro je Quadratmeter) und deutlich mehr als eine einfache Bodenplatte. Andererseits hält sich die hartnäckige Meinung künftiger Hausbesitzer, dass ein Haus ohne Keller eben kein Haus sei. Lohnen also die Mehrkosten für einen Keller? Welche Möglichkeiten bietet der Keller als „Raumwunder“ und wie viel ist dran an seinem Ruf, dunkel, muffig, kalt oder gar gruselig zu sein?

Was für einen Keller spricht

Zunächst bietet der Keller viel Stauraum. Das ist vorteilhaft bei einem eher kleinen Grundstück, weil der aktive Wohnbereich so nicht mit den mehr oder weniger typischen Kellerutensilien zugestellt werden muss. Im Keller kommt beispielsweise die Haustechnik unter. Dabei bleibt in der Regel auch noch genug Platz für die Waschmaschine und einen Trockner. Er kann aber auch als Heizungsraum und Brennstofflager dienen oder eher konservativ zum kühlen Lagern von Lebensmitteln wie Kartoffeln oder Obst gebraucht werden.


Bietet viel Platz für Ihre Sachen: Keller als Werkstatt und Hobbyraum

Der Keller bietet sich als Hobbyraum, Werkstatt, Heimsauna oder Partykeller an. Laut FAZ sei der Partyraum aber aus der Mode und weiche dem Home-Office. Der Keller wird also zum Arbeitsplatz oder auch zur vollwertigen Wohnung, die zur Miete angeboten werden kann, wie WELT berichtet. In jedem Fall bleibt Ihnen effektiv mehr Wohnfläche und der Marktwert des Hauses ist (so hört und liest man vielfach) deutlich höher als bei Häusern ohne Keller. Hierbei ist zu beachten, dass sich die geringeren Baukosten (ohne Keller) die Waage halten können mit dem Mehr am späteren Wiederverkaufswert. Diese und weitere, im Folgenden genannten Aspekte können gegen einen Keller sprechen.

Was gegen einen Keller (bzw. für einen Keller-Ersatzraum) spricht

Die Nutzung eines Kellers ist nicht zwingend oder irgendeiner Form vorgeschrieben. Sie können natürlich auch einfach eine Bodenplatte als Fundament einsetzen und ersparen sich den Mehraufwand für den Bodenaushub. Die Haustechnik und etwaige Anschlüsse müssten dann aber ebenerdig unterkommen, wofür mindestens ein weiterer Raum als Keller-Ersatz nötig wäre, z. B. ein Hauswirtschaftsraum (HWR).

Mehr Disziplin und weniger Aufbewahrungsstress

Ein Haus ohne Keller kann sich positiv auf Ihre Disziplin auswirken und Sie psychologisch erleichtern. Naturgemäß sammeln sich viele Sachen an, die Platz benötigen. Dafür müssen Sie kein krankhafter Messie sein. In Zeiten, in denen Minimalismus, Nachhaltigkeit und Autarkie wichtiger im Leben werden, überlegen Sie sich vielleicht dreimal, ob Sie etwas wirklich noch brauchen oder überhaupt anschaffen. Diese Einstellung kann sich positiv auf Ihr gesamtes Leben auswirken.

Mehr Wohnkomfort über dem Erdboden und besserer Zugang

Gegen einen Keller spricht außerdem, dass bei fehlenden Fenstern kein bzw. nur geringes Tageslicht eintritt, wenn Sie ihn nicht etwas über dem Erdboden als Hochkeller planen oder spezielle Lichtkanäle einsetzen. Bei der Nutzung als Wohnraum kann das Gefühl, unterirdisch zu wohnen, die Wohnqualität senken.


Der Hauswirtschaftsraum ebenerdig statt im Keller

Auch logistisch ist es sinnvoll, beispielsweise die Waschmaschine nahe der Schränke in den oberen Geschossen zu haben und den HWR auf Höhe des Schlafraums einzuplanen, da dort die Wäsche anfällt. Zudem kann ein ebenerdiger Wäscheraum besser belüftet werden als ein unterirdischer Keller.

Ähnlich verhält es sich mit der Werkstatt bzw. dem Hobbyraum, den Sie idealerweise neben Ihrer Garage (oder sehr nahe) bauen, um Bau- oder Reparaturarbeiten mit genug Raum effizient durchführen können. Das können Sie natürlich machen wie Sie wollen.

Geringere Kosten und weniger Sorgen

Die Baukosten sind wie erwähnt höher, weil u. a. kein Bodengutachten und -aushub anfallen. Die Kollegen der bauen.de-Redaktion machten Bezug nehmend auf Pro Keller e.V. ein Rechenbeispiel: Das Haus koste dabei 290.000 Euro ohne Boden. Für das Fundament (eine einfache Bodenplatte) sollten Sie dann mit Zusatzkosten von rund 20.000 Euro rechnen, während ein Hochkeller, der über dem Grundwasser liegt, mit etwa 50.000 € zu Buch schlage und ein Betonkeller im Grundwasser („weiße Wanne“) 67.000 Euro ausmache. Das Mehr an Nutzfläche würde also zwei- bis dreimal so viel kosten und der Bau mehr Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem wirkt sich ein hoher Grundwasserspiegel zusätzlich auf die Kosten aus, weil die Kellerwand gegen eventuell drückendes Wasser geschützt werden muss. Das ist besonders in Hochwassergebieten zwingend. Feuchtigkeit und Schimmel treten ebenfalls häufiger im Keller auf.

Nicht zu verachten ist ein zusätzlicher Schallschutz an der Decke über dem Keller, wenn der Keller als Wohnraum dienen soll. Zusammen mit dem zu verlegenden Fußboden gilt es dann die vorgeschriebene „lichte Höhe“ des Kellerraumes zu beachten, die nach der jeweiligen Landesbauordnung des Bundeslandes unterschiedlich ausfällt.

Sinnvoll vorausplanen: Barrierefreiheit und Sicherheit im Alter

Der Gang in den Keller kann mühsam sein und vor allem im höheren Alter zur Herausforderung werden. Wenn Sie nicht bereits als junger Mensch an einen barrierefreien Zugang denken, erwartet Sie später eine ungeplante (und ungewollte) Zusatzinvestition in Form einer barrierefreien Treppe, z. B. mit Sitzautomatik.


Erhöhte Sicherheit und geringere Gefahr ohne Keller (und ohne Treppe), auch im höheren Alter

Als kellerloser und ebenerdig wohnender Hausbesitzer müssen Sie sich auch keine Gedanken über Fluchtwege machen, die bei der Kellernutzung als Wohnraum vonnöten wären. Auch ist es nicht nötig, dass Sie z. B. Gartengeräte, Fahrräder, Werkstattmaterial oder Speisevorräte über eine Kellertreppe transportieren müssen. Den Gang nach unten sparen Sie sich. Der Weg zum ersuchten Gegenstand wird dadurch einfacher und weniger gefährlich.

Möglichkeiten und Alternativen für den Kellerausbau

Beim Keller im klassischen Sinne wollen Sie in einem weiteren Raum jene Dinge unterbringen, die im aktiven Wohnbereich nicht zu sehen sein sollen. Er dient dabei als Erweiterung Ihres Wohnraums. Benötigen Sie selbst keinen Keller, weil Sie überirdische Keller-Ersatzräume geschaffen haben oder Sie alles gut unterbringen können, kann sich ein Keller als zusätzliche Mietwohnung (oder für pflegebedürftige Großeltern) lohnen. Die geltenden Mindestanforderungen an Wohnräume in Kellergeschossen sind dabei in der besagten Landesbauordnung Ihres Bundeslandes zu finden.


Das Dachgeschoss als Keller-Alternative mit Tageslicht

Ein Keller kommt für Sie nicht in Frage? Auf dem Grundstück ist kein Platz für ein Extra-Häuschen, aber Sie benötigen noch weiteren Stauraum? Bauen Sie in die Höhe bzw. nutzen Sie den bereits ausgebauten Dachboden als „neuen Keller“. Das schlägt zumindest der Haus Bau Blog vor und gibt weitere Tipps, existierenden Stauraum und Stellfläche zu optimieren.

Fazit: Lohnt sich ein Keller für Ihr Haus?

Ein Keller gehört nicht per se zu einem Haus sowie ein Drucker nicht selbstverständlich ist, wenn man einen Computer anschafft. Sicherlich bietet ein Keller viele Vorteile („unsichtbarer“ Stauraum, Vorratsraum, stiller Rückzugsort). Zu bedenken ist aber auch der Preis, den Sie nicht nur für den Bau bezahlen.

Gretchenfrage: Wann haben Sie genug Raum?

Aus diesem Grund ist die eigentliche Frage: Wie viel Platz benötigen Sie wirklich? Schauen Sie sich in den Häusern Ihrer Familie und Verwandtschaft um und begutachten Sie selbst, wie sinnvoll der Keller wirklich genutzt wird. Stellen Sie Fragen und leiten Sie Ihre eigenen Raumbedürfnisse daraus ab. Sicherlich ist mehr Raum schöner als weniger, aber ist er wirklich nötig?


Ein bisschen Grün und Ihr Eigenheim. Ist das genug?

Zudem ist die Wohnfläche immer relativ zur Grundstücksfläche zu betrachten, denn auf einem großzügigen Grundstück haben Sie mehr Freiraum für künftige Raumerweiterungen, ohne unterirdisch graben zu müssen. Den Wertverlust Ihres kellerlosen Hauses können Sie dann auch getrost ignorieren, wenn ein Hausverkauf für Sie nicht in Frage kommt (weil das Haus in der Familie bleiben soll) oder die Baukosten für einen Keller den zu erwartenden Wertgewinn Ihres Hauses nicht rechtfertigen würden. Zudem ist ein Haus ohne Keller technisch weniger anspruchsvoll und birgt weniger Komplikationen beim Bau.

Nicht Alt und gebrechlich, sondern fit und gesund

Ein Keller? Ja, bitte. Wenn Sie sich für einen Keller entscheiden, aber im Alter das Treppensteigen mühselig wird, können Sie sich perspektivisch auch jetzt schon fit halten. Es ist ja nicht gesagt, dass Sie im fortgeschrittenen Alter nicht mehr in der Lage sein werden, zu Fuß zu gehen. Es ist zudem nicht gesagt, dass man in der Mitte seines Lebens (50+) nicht auch noch Sport machen kann – je nachdem, was Ihr Körper noch hergibt. Insofern ist das nötige Treppensteigen zwar als Herausforderung ernst zu nehmen, aber eben kein Totschlagargument, das den Sinn eines Kellers vollkommen ad absurdum führt.

Der Rohkeller als goldener Mittelweg

Kein Schwarz-Weiß-Denken gilt auch beim Hausbau. Wenn Sie sich für den Ausbau eines vorhandenen Untergeschosses die Karten offen halten wollen, aber zunächst in keinen vollumfänglichen Keller investieren wollen, bauen Sie Ihren Keller in einer Rohversion. Der Raum wird dadurch schon bereitgestellt, nur können sie ihn noch nicht so nutzen wie einen fertigen Keller. Wann Sie den Keller dann bezugsfertig herrichten wollen, entscheiden Sie in der Zukunft – ganz ohne Zeitdruck, aber vermutlich mit mehr liquiden Mitteln

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