Passivhäuser – so energieeffizient kann Architektur sein
Passivhäuser sind weder an eine Bauweise noch an einen Baustil oder an bestimmte Baustoffe gebunden, um die gestalterischen Vorstellungen des Bauherrn und/oder des Architekten in jedem baulichen Umfeld und sogar Sanierungen von Altbauten flexibel zu verwirklichen. Ein Passivhaus stellt vielmehr einen technischen Baustandard dar, der eine besonders energieeffiziente Bauweise mit einem bemerkenswert geringen Heizwärmebedarf fördern soll. Dabei ist das Passivhaus streng genommen eine Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und andere ökologische Aspekte lassen sich beim Passivhaus hervorragend ohne Qualitäts- oder Komforteinbußen umsetzen.
Einsparpotenzial Wärmedämmung
Kennzeichnend für ein Passivhaus ist die sehr gute Wärmedämmung ohne Wärmebrücken und damit eine größtmögliche Luftundurchlässigkeit der Gebäudehülle, was mit Dämmstoffschichten von bis zu 30 Zentimeter und mehr erreicht wird und das Gebäudeinnere im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze schützt. Eine klassische Gebäudeheizung ist bei den meisten Passivhäusern so nicht mehr notwendig.
Heizen ohne Heizung
Laut Passivhausstandard (Passivhaus-Projektierungspaket; PHPP) des „Passivhaus Instituts“ darf der jährliche Heizwärmebedarf eines zertifizierten Passivhauses 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und die jährliche Heizlast zehn Watt pro Quadratmeter nicht übersteigen. Auch der Primärenergiebedarf, bei dem der Haushaltsstrom mit berücksichtigt wird, ist auf jährlich 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter begrenzt. Der Wärmebedarf wird „passiv“ gedeckt, das heißt Sonneneinstrahlung, Abstrahlungswärme von Geräten und Menschen sowie Wärmerückgewinnung spielen bei der Beheizung eine wesentliche Rolle. Um Wärmeverlusten vorzubeugen, werden Wärmeschutzfenster mit Dreifachverglasung oder andere speziell für Passivhäuser entwickelte Fensterkonstruktionen eingebaut. Große Glasflächen sind dabei wichtig für die solare Wärmegewinnung.
Lebenswichtiger Luftaustausch
Kernstück eines Passivhauses ist die kontrollierte Lüftungsanlage mit geringer Luftwechselrate und Wärmerückgewinnung, die den Luftaustausch und die Frischluftzufuhr mit hoher Luftqualität regelt und Wärmeverluste minimiert, da 80 bis 95 Prozent der Abluftwärme für die Erwärmung der Frischluft genutzt werden. Im gesamten Gebäude herrscht so ganzjährig eine konstante Raumtemperatur, Temperaturschwankungen treten kaum und wenn, dann nur sehr langsam auf, was Schimmelbildung verhindert. Darüber hinaus kann die Frischluft mittels Erdwärmetauscher vorgewärmt werden.
Intelligente Lösungen zur Deckung des minimalen Restwärmebedarfs
Für gewöhnlich erfolgt bei Bedarf die Zuheizung mit einem elektrischen Heizregister oder einer elektrischen Luft-Luft-Wärmepumpe. „Kompaktgeräte“, die eine kontrollierte Lüftungsanlage, eine Wärmepumpe, eine zusätzliche Elektroheizung und die Warmwasserbereitung vereinen, ersetzen in kleinen Passivhäusern verschiedene Anlagen, gelten aber nicht als Gebäudeheizung. Alternativ sind zur Deckung des Restwärmebedarfs auch alle konventionellen Heiztechniken möglich.
Egal, ob Neubau oder Sanierung, Ein- oder Mehrfamilienhaus, Büro-, Funktions- oder Industriegebäude, ein Passivhaus ist nicht auf den ersten Blick als Energiesparwunder auszumachen. Denn, neben der Energieeffizienz steht auch das Wohlbefinden der Nutzer im Mittelpunkt, sodass die Entwürfe bis ins Detail den Ansprüchen gerecht werden und mit Funktionalität überzeugen.