Heute präsentieren wir vom ArchitektenScout Ihnen Teil 2 unserer Reihe über moderne Architektur in München. Vielen Besuchern und Münchnern sind die historischen und glamourösen Bauwerke der bayerischen Landeshauptstadt bekannt aber die moderne Architektur in München hat aber viel mehr zu bieten und zeigt sich nobel, elegant, vielfältig und mit Mut zu Neuem.
Es geht uns weniger darum, unsere Lieblinge darzulegen, sondern zu zeigen, wie breit gefächert Münchens Architektur der letzten zehn bis 20 Jahre aussieht. Denn Vielfalt erfreut das Herz von Architekturfreunden und bietet eine gute Basis für interessante Diskussionen.
Das Buchheim Museum der Phantasie
Das nach Lothar-Günther Buchheim benannte Museum am Starnberger See wurde von Behnisch & Partner entworfen und 2001 feierlich eröffnet.
Kunst, Architektur und Natur sind die drei Elemente, die ein (für ein Museum im klassischen Sinne) untypisches Erlebnis aus drei Perspektiven bietet.
Es umfasst knapp 4.000 Quadratmeter und ist der Gestalt eines Schiffs (mit Dächern, Terrassen, Brücken, Balkonen, Türmen, Relings und Fensterbändern) nachempfunden. Ein langer Steg, der Teil der Gesamtkonstruktion ist, führt hinaus auf den See. Die Baukunst ist Ausdruck der im Museum befindlichen Vielfalt, die sich auch durch die verschiedenen Skulpturen im umgebenden Höhenrieder Park fortsetzt.
Neben eigenen Arbeiten von Buchheim (als Maler, Fotograf, Verleger, Romanautor) und Gegenständen, die Buchheim auf seinen Reisen gesammelt hat, sind die Maler der Künstlergemeinschaft „Brücke“ und Meisterwerke namhafter deutscher Expressionisten wie Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Erich Heckel vertreten. Das Museum ist aber auch ein Volks- und Völkerkundemuseum.
Das Buchheim Museum der Phantasie (Foto: Wikimedia Commons, CC BY SA 3.0)
Die Herz-Jesu-Kirche
Die katholische Pfarrkirche Herz Jesu wurde in Quaderform mit einer blauen 14 Meter hohen blauen Glasfront von 1997-2000 neu gebaut. Die Architekten Allmann Sattler Wappner sind für das Werk verantwortlich. Sie ist eine der am häufigsten besuchten Kirchen in München. Die gesamte Vorderseite bildet ein riesiges Tor aus zwei Flügeln, die sich komplett öffnen lassen. Es sind die größten Kirchentore der Welt.
Das Stahlkonstrukt mit Glasfassade und halbtransparenten Seiten erlaubt einen geregelten Lichteinfall auf den im Inneren befindlichen hölzernen Kubus.
Während die Helligkeit zum Altar sichtlich zunimmt, verkleinert sich die Transparenz der parallel verlaufenden Außenwände, die somit den Altarbereich vor äußeren Einblicken schützen.
Am Ende des Innenraums erscheint je nach Lichteinfall das Kreuz heller oder dunkler als die Umgebung. Es entsteht ein lebendiger, lebhafter Eindruck. Der Boden fällt zum Altar hin auch ab, wodurch das Gefühl von Geborgenheit, das durch das Holz im Kubus schon entsteht, noch verstärkt wird. Das Spiel mit Licht und Schatten (sowie hell und dunkel) setzt sich auch mit dem verwendeten hellen Holz der Innenstruktur und der dunklen Rückwand des Kirchengestühls fort, wodurch die silberne Orgel über dem Eingang des inneren Kubus noch deutlicher in Erscheinung tritt.
Ein Kreuzweg im Kubus illustriert durch Schwarzweiß-Fotografien die Leiden Jesu in den verschiedenen Stadien gemäß der Via Dolorosa in Jerusalem.
Die Herz-Jesu-Kirche (Foto: Wikimedia Commons, CC BY SA 4.0)