Das Architekturbüro Herzog & de Meuron wurde 1978 von Jacques Herzog und Pierre de Meuron in Basel an der Rheinschanze 6 gegründet. Die Architekten sind beide Jahrgang 1950 und erwarben zeitgleich im Jahre 1975 ihr Architekturdiplom an der renommierten ETH Zürich. Das Schweizer Büro ist bis heute der Hauptsitz der mittlerweile fünf Dependancen in Hamburg, London, Madrid, New York City und Hong Kong.
Die Gründer Herzog & de Meurons gehören zweifelsohne zur architektonischen Avantgarde. Ihre Namen definieren die Autorschaft der Architekturprojekte, die sie mit drei weiteren Senior Partnern – Christine Biswanger, Ascan Mergenthaler und Stefan Marbach – sowie 330 Mitarbeitern umsetzten oder aktuell planen.
Architektonische Großprojekte und künstlerische Kleinode
Großprojekte wie öffentliche Bauten, Stadien und Museen sorgen in regelmäßiger Folge für hohe mediale Aufmerksamkeit. Sie schaffen einen Diskurs, der nicht nur Architektenkreisen vorbehalten bleibt, sondern auch die Öffentlichkeit einbezieht. Neben diesen medienwirksamen Bauten ist es den Schweizer Architekten ausgesprochen wichtig, kleine Projekte wie die private Kunstsammlung Goetz in München oder den Entwurf des Bühnenbildes für die Oper „Tristan“ im Berliner Staatstheater umzusetzen. Sie nutzen nach eigenen Worten (What moves architecture? [in the next five years] DARCH : 2006) diese kleinen Aufträge, um ihr Denken in eine andere Richtung zu lenken. Hier sei es den Stararchitekten möglich, neues zu erproben, das dann in späteren Projekten plötzlich wieder auftauche als eine Möglichkeit, Themen neu zu denken.
Die Arbeit von Herzog & de Meuron ist geprägt von einem forschenden, analytischen und konzeptuellen Ansatz. Die Architekten betrachten diesen als gegensätzlich zur zeitgenössischen, nach eigener Wortwahl „repetitiven“ Architektur. Hier stehe weniger das individuelle oder gar künstlerische im Vordergrund, sondern vielmehr die Ökonomie. Die derart umgesetzten Bauten müssen zwar nicht zwangsläufig schlechte Architektur sein, aber sie seien sinngemäß beliebig reproduzierbar – also repetitiv.
Der Ansatz von Herzog & de Meuron hingegen besitzt individuell-künstlerische Schwerpunkte. Ihre Arbeit reflektiert die vorhandene Welt, indem sie in die Planung einbezogen wird.
„Ich weiss gar nicht, was Architektur überhaupt ist. Man muss sich das immer wieder von Neuem erarbeiten.“ (Jacques Herzog)
Der kreative Prozess hierbei ist eine Interaktion und zugleich Neuinterpretation des Vorhandenen. Neben dieser Grundhaltung schwingt stets die Vorstellung eines klar geschnittenen, reduzierten und kristallinen Baukörpers mit. Besonders in den 1980-er Jahren war die Arbeit geprägt von dem Streben danach, Rechtwinkligkeit zu erschaffen und wieder aufzulösen.
Ein bezeichnendes Dokument dieser Schaffensphase ist das Zentrale Stellwerk der Stadt Basel, das 1989 geplant und von 1994 bis 1998 umgesetzt wurde.
Stellwerk Basel ©Robert Zumbühl, Creative Commons-Lizenz] [BU: Zentrales Stellwerk Basel]
Die kubische Betonhülle ist auf der Außenseite gedämmt und in etwa 20 Zentimeter breite Kupferstreifen gehüllt, die an bestimmten Stellen nach einem System verdreht sind, um mit dem Sonnenlicht zu interagieren. Diese so erzeugten Reflexionen sorgen für eine flimmernde Anmutung, die die orthogonalen Formen auflöst.
Die Elbphilharmonie Hamburg: Exempel der Entwicklung
Die Arbeit jener Zeit prägt das Schaffen der Stararchitekten bis heute – dennoch fand eine Weiterentwicklung statt. D0iese sei sinnbildlich im Entwurf der Elbphilharmonie in Hamburg manifestiert: „Bei der Elbphilharmonie kann man quasi durch diese Rasterhölle hinauf zum Himmel gelangen. Wir haben immer gesagt, das sei wie eine Herzog & de Meuron-Architektur der Achtzigerjahre unterhalb einer Architektur von uns heute.“ (DARCH : 2006)
Elbphilharmonie Foto G. Doormann, HH
Dazu ist zu sagen, dass nach langer städtepolitischer Diskussion innerhalb Hamburgs − auch auf das Argumentieren von Herzog & de Meuron hin − entschieden wurde, den traditionellen Kaispeicher A als Sockelbau zu erhalten. Er ist, als früherer „Kaiserspeicher“, ein geschichtsträchtiger Bestandteil des Hamburger Stadtbildes und daher, wie die Architekten richtig erkannten, äußerst geeignet, das geplante neue Wahrzeichen der Hansestadt zu tragen. Herzog & de Meuron analysierten also die vorhandenen Gegebenheiten und banden sie in ihre Arbeit ein. Die Elbphilharmonie soll – nach langen Diskussionen, mehrfach überzogenen Zeitplänen und Budgets – in 2016 fertiggestellt werden.
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