In unserer Reihe für Bauherren veröffentlichen wir vom ArchitektenScout regelmäßig detaillierte Artikel, die den Alltag eines unerfahrenen Bauherren erleichtern. So haben wir uns eingehend mit der Baufinanzierung beschäftigt, einen Einblick in die ersten Schritte als Bauherr gewährt und die Baufreigabe und Baurealisierung beschrieben. In unserem heutigen Artikel geht es um die Einrichtung der Haustechnik. Dabei beschäftigen wir uns mit folgenden Themen: der Mehrspartenanschluss, Kalt- und Warmwasser, Telefon/Internet/Fernsehen sowie die Elektroinstallation.
Der Mehrspartenanschluss
Selbst das schickste Haus ist kaum zu bewohnen wenn die Haustechnik nicht stimmt. Das bedeutet, dass jederzeit fließendes warmes Wasser verfügbar ist, dass die Elektroanschlüsse funktionieren und überall im Haus verfügbar sind, dass Telefon und Internet funktionieren und dass das Haus gut gesichert ist.
Mittlerweile Gang und Gäbe in Neubauten ist der Mehrspartenanschluss. Hierbei handelt es um einen Anschluss der meist im Keller installiert wird und alle nötigen Anschlüsse vereint: Telekommunikation, Strom, Wasser und eventuell Gas. Das Praktische hierbei ist, dass Sie die einzelnen Anschlüsse nicht selber koordinieren müssen, sondern dass das von Ihnen beauftragte Energieversorgungsunternehmen dies für Sie erledigt.
Beachten, Sie dass der Mehrspartenanschluss zwar nicht zwingend im Keller angebracht werden muss und auch keinen eigenen Technikraum benötigt—er darf aber auch in keinem Wohnraum installiert werden. Ist im Haus kein Keller vorhanden muss bereits bei der Hausplanung eine Hausanschlussnische mitbedacht werden.
Dann stellt sich noch die Frage, ob Ihnen ein Gasanschluss wichtig ist. Selbst wenn Sie sich nicht für Gas als Heizstoff entschieden haben, ist es Ihnen eventuell dennoch wichtig in der Küche einen Gasherd betreiben zu können. Diese lassen sich selbstverständlich auch mit Gasflaschen befeuern, weswegen Sie in diesem Fall auf einen Gasanschluss verzichten können. Allerdings kann es schon sein, dass Sie im Lauf der Jahre Ihre Meinung ändern und es sich demnach lohnen kann, den Gasanschluss trotzdem legen zu lassen—Sie müssen ihn schließlich nicht gleich nutzen.
Warm- und Kaltwasser
Auch wenn das deutsche Leitungswasser ein sehr hohe Qualität hat, kann es in manchen Regionen einen besonders hohen Kalkgrad aufweisen. Der Kalkgrad wird von den Wasserwerken durch eine vierstufige Skala angegeben (Härtegrade 1–4) und insbesondere beim höchsten Härtegrad sollte im Haus ein Enthärter installiert werden.
Dann stellt sich noch die Frage, wo sich im Haus die Wasseranschlüsse befinden. Eine wichtige Zapfstelle ist dabei der Heizungsraum, da die Zentralheizung eine Wasserzufuhr benötigt. Der Heizkessel muss demnach mit der Kaltwasserleitung verbunden sein.
Auch in der Küche sind Wasserzu- und -abflüsse unerlässlich. Schließich benötigt das Spülbecken Warm- und Kaltwasser und Abwasser muss abgeführt werden. Moderne Kühlschränke benötigen zudem meist einen eigenen Kaltwasseranschluss, während der Geschirrspüler einen Warmwasseranschluss braucht.
Warm- und Kaltwasseranschlüsse werden natürlich auch in Toilettenräumen und im Badezimmer gebraucht. Für die Duschen empfehlen sich Mischbatterien auf halber Wandhöhe. Für ein Urinal wird ein zusätzlicher Kaltwasseranschluss benötigt.
Auch im Außenbereich des Geländes ist die Installation von Wasseranschlüssen wichtig–etwa zum Begießen der Pflanzen oder dem Befüllen von Planschbecken. Meist ist für Außenanschlüsse kein Abfluss nötig, es sei denn, es sei denn es befindet sich in der Nähe eine Garagenabfahrt oder das Wasser könnte sonst irgendwie unter das Grundstück gelangen. Denken Sie zudem an die Einrichtung einer Regenwassertonne um Ihren Garten zu bewässern um Leitungswasser zu sparen. Regenwasser lässt sich übrigens auch für die Toilettenspülung nutzen, erfordert allerdings die Einrichtung einer sogenannten Zisterne, die im Garten vergraben wird und das Regenwasser über ein Rohrsystem auffängt.
Telefon, Internet und Fernsehen
Auch wenn in der heutigen Zeit immer weniger über das Festnetz telefoniert wird, ist ein Telefonanschluss sicherlich für die meisten Einfamilienhaus-Bewohner unerlässlich. Schließlich ist auf die Qualität von Mobilfunk-Gesprächen nicht immer Verlass und die Flatrate-Angebote der Telekommunikations-Unternehmen machen Festnetz-Telefonate zudem besonders günstig. Neben dem Telefonanschluss brauchen Sie sicherlich auch einen Internetanschluss, der gewöhnlich zusammen mit dem Telefonanschluss vom selben Unternehmen zur Verfügung gestellt wird.
Beim Fernsehanschluss stellt sich die Frage ob der Empfang per Satellitenschüssel einem Kabelanschluss vorzuziehen ist. Generell lässt sich dabei sagen, dass Hausbesitzer mit einer Satellitenschüssel besser fahren, da das Angebot an HDTV (High Definition Television) umfangreicher und die Empfangsqualität hochwertiger ist. Allerdings sind die Kosten für die Anschaffung und Installation höher als beim Kabelanschluss, der manchmal vom Netzbetreiber sogar kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Tatsächlich kann es sein, dass bei einer ungünstigen Lage des Hauses der Satellitenempfang beeinträchtigt wird. Im Zweifelsfall empfehlen wir deswegen bei der Einrichtung der Haustechnik auf den Kabelanschluss nicht zu verzichten. Ganz von Ihren persönlichen Präferenzen abgesehen kann es sein, dass Sie das Haus irgendwann verkaufen wollen und konservativere Kaufinteressenten einem Satellitenanschluss misstrauen. Ein weiterer Grund auf den Kabelanschluss nicht zu verzichten ist, dass die meisten Telekommunikationsbetreiber darüber ihren Telefon- und Internetanschluss zur Verfügung stellen.
Auf der anderen Seite ist vor allem in ländlichen Gegenden der Internetzugang über Kabelanschluss unzuverlässig. Auch in diesen Fällen ist auf Satellitenempfang Verlass. Dabei gibt es zwei Systeme: Im sogenannten Hybridverfahren ergänzt die Antenne einen langsamen Internetanschluss indem sie Daten empfängt. Das zweite, aufwändigere und teurere Verfahren verwendet die Antenne auch zum Versand von Daten.
Elektrizität
Wenn es um die Installation von elektrischen Leitungen geht ist Sicherheit das oberste Gebot. Deswegen werden alle Leitungen in einer Haupterdungsschiene verbunden, im Rahmen des sogenanten Schutzpotentialausgleichs. Das bedeutet, dass die Schiene tatsächlich mit der Erde verbunden sein muss, was wiederum bedeutet, dass das Haus Direktkontakt mit der Erde haben muss.
Wichtig ist auch die Installation eines Blitzschutzes, umgangssprachlich Blitzableiter genannt. Diese sogenannten Fangstangen sind an die Erdungsmechanismen des Hauses angeschlossen, damit der Strom sicher in die Erde geleitet werden kann und somit das Haus nicht beschädigt. Dies birgt allerdings die Gefahr, dass das Stromnetz überspannt werden kann weswegen ein Überspannungsschutz vonnöten ist. Dieser wird dort angebracht, wo die Stromleitung ins Haus eintritt.
Damit die Elektrik auch innerhalb des Hauses vor Überspannungen geschützt wird, müssen zusätzliche Überspannungsableiter angebracht werden. Diese können in die Steckdosen integriert werden. Ein weiterer Verteilerschrank sorgt für zusätzlichen Überspannungsschutz.
Damit die Bewohner des Hauses vor Stromschlägen geschützt werden, sollten Steckdosen mittlerweile mit den sogenannten RCDs (Residual Current protective Device bzw. Fehlerstromschutzschalter) gesichert werden. Dieser zusätzliche Schutz ist notwendig, da die klassischen Sicherungen für Schutz vor Überlastung des Stromnetzes sorgen aber im Falle eines Gerätedefekts nicht vor einem Stromschlag schützen. Die RCDs unterbrechen allerdings den gesamten Strombereich an den sie angeschlossen sind weswegen zwei angebracht werden sollten damit nicht das gesamte Haus lahmgelegt wird.
Die Elektroinstallation
Bevor die Elektroinstallation geplant werden kann, sollten Sie sich bewusst machen, wofür die Räume Ihres Hauses genutzt werden sollen. Nur dann können Sie darüber klar werden, welche Anschlüsse benötigt werden. Wenn Sie sich auf die Suche nach der Art der Elektroinstallation begeben ist die Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V eine gute Anlaufstelle.
Ein wichtiger Teil der Elektroinstallation ist das Licht. Auch hier ist es hilfreich, wenn man sich klar darüber ist, wofür die Räume genutzt werden. Im Schlafzimmer ist es etwa angenehm wenn sich das Licht vom Bett aus an- und ausschalten lässt, bestenfalls weiß man also schon im Voraus wo das Bett stehen wird. Es kann auch angenehm und stromsparend sein, das Licht über Dimmer zu regeln. Übrigens: In unserem Interview mit einer Lichtplanerin erfahren Sie mehr über die Vorteil von Dimmern und vieles mehr über die Wichtigkeit einer sorgfältigen Lichtplanung.
Beachten Sie, dass für den Betrieb des Staubsaugers entsprechende Steckdosen in Bodenhöhe angebracht werden sollten. In Nähe der Telefon- und Antennendose sollten sich am besten mindestens drei Steckdosen befinden. Wenn Sie vorhaben eine Stereo/Heimkino-Anlage zu nutzen planen Sie am besten noch mehr ein. Dann bietet es sich noch an für Unterhaltungselektronik abschaltbare Steckdosen einzubauen, da viele Geräte auch dann Strom verbrauchen wenn sie nicht in Betrieb sind. Für die Kinderzimmer empfehlen sich Steckdosen mit integrierter Kindersicherung, welche verhindert, dass Gegenstände mit dem Strom der Steckdose in Berührung kommen können.
Hier noch ein einige wichtige Infos über weitere Stromanschlüsse im Haus:
- Der Elektroherd in der Küche benötigt Drehstrom und dementsprechend einen Drehstromanschluss. Unterschätzen Sie nicht die hohe Anzahl benötigter Geräte in der Küche und planen Sie entsprechend viele Steckdosen ein.
- Überlegen Sie sich wo Sie Internet-Dosen anbringen wollen falls Sie sich nicht auf die Stabilität des WLAN verlassen wollen.
- Es lohnt sich sogenannte Leerrohre in den Wänden anzubringen um im Nachhinein zusätzliche Leitungen verlegen zu können.
Hinterlasse einen Kommentar