Berühmtheiten der Architektur: Frank O. Gehry

Architekt, kein Künstler

Frank Gehry ist ein Stararchitekt, der polarisiert. Ihm wird nachgesagt, seine Entwürfe seien nichts Anderes als zerknüllte Papierbögen. In der Tat haben die Skizzen, die aus einem Strich, gezeichnet ohne Absetzen des Stiftes zu bestehen zu scheinen, eine verblüffende Ähnlichkeit mit besagtem Stück Papier. Gehry selbst sagte in einem Interview mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin, er brauche für eine Skizze nie länger als 15 Sekunden. Auf diese folgten 30 bis 40 weitere 15-Sekünder, bis „die Götter“ ihm endlich eingeben, die aktuelle Skizze sei die richtige.

Frank Gehry Foto: CC © Paul Morigi

Frank Gehry Foto: CC © Paul Morigi

Obwohl die eben genannten Fakten anderes vermuten lassen, betrachtet Gehry seine Arbeit als Architekt als Dienstleistungstätigkeit, nicht als künstlerische Spielerei. Er würde nie umsonst arbeiten und nimmt deshalb schon lange nicht mehr an Wettbewerben teil. Dennoch ist zu beachten, dass die Aufträge für zwei seiner bekanntesten Bauten, das Guggenheim-Museum in Bilbao und die Disney Concert Hall in Los Angeles, durch Wettbewerbe zustande kamen. Frank Gehry hat, wie er auch offen eingesteht, unerwartete Charakterzüge. So neigt er zu Unsicherheit und hat wenig Selbstvertrauen – doch diese Eigenschaften helfen seiner Aussage nach dabei, stets neugierig zu bleiben und die Projekte ausreichend zu hinterfragen. Gehry sieht sich nicht als Künstler, sondern als Architekt. Das klingt merkwürdig, da Architekten, die sich auf einem irdischeren Level bewegen, Stararchitekten wie ihn mit einem herablassenden Abwinken und der zeitgleichen Äußerung „Der? Der ist doch ein Künstler…“ kommentieren.

Werdegang von Frank Gehry

Frank Gehry kam als Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer am 28. Februar 1929 in Toronto zu Welt. Sein Geburtsname lautet Frank Owen Goldberg, er änderte ihn 1954, weil er Nachteile antisemitischer Natur wegen des jüdischen Namens befürchtete.
1954 erwarb Gehry den Abschluss Bachelor of Architecture an der University of Southern California. Im Anschluss war er zunächst berufstätig und leistete Wehrdienst. Nach dieser Phase bildete er sich weiter und studierte Stadtplanung an der Harvard University Graduate School of Design in Cambridge/Massachusetts. Ab 1962 begann seine beeindruckende Karriere als selbstständiger Architekt. Bei seinem aktuellen Büro Gehry Partners, LLP, handelt es sich um eine Büropartnerschaft mit zehn Partnerinnen und Partnern, die 2001 in Los Angeles, Kalifornien, gegründet wurde.

Arbeitsweise von Frank O. Gehry

Das Spezielle an der Arbeitsweise dieses Büros ist, dass der Namensgeber selbst tatsächlich jedes Projekt von Gehry Partners entwirft. Im weiteren Projektverlauf fließen die Kompetenz und das Können sämtlicher Büro-Ressourcen ein. Nicht nur die Partner, sondern auch die rund 120 angestellten Architekten bringen ihre Kenntnisse der technischen Entwicklung und Konstruktion ein und so den Entwurf weiter voran.

Arbeitsweise von Gehry Partners

Auftraggeber werden bei Gehry Partners umfassend in den Entwurfsprozess eingebunden. Dieses Vorgehen ist keineswegs standard für Architekturbüros, hat aber den Vorteil, dass regelrechte Gemeinschaftsarbeiten entstehen. Maßgeblicher Bestandteil des Prozesses sind bei Gehry umfassende und großmaßstäbliche Modelle, die funktionale und gestalterische Inhalte vereinen. Sie ermöglichen, dass sowohl Planer als auch Laien die Architektursprache und deren Botschaft verstehen und interpretieren können. Gehry zeigt den Auftraggebern sogar die ersten, groben Modelle, die nicht mehr sind als Holzklötze. Gehry nennt sie „Shrek Models“. Shrek ist ein jüdischer Ausdruck für etwas Erschreckendes – diesen Namen hat Gehry aufgrund der Reaktionen seiner Auftraggeber gewählt, wenn sie diese Modelle zu Gesicht bekommen. Durch das Einbinden von Beginn an können die Kunden jeden Schritt nachvollziehen und wissen letztlich, warum der Entwurf diese oder jene finale Gestalt erhalten hat. Das ist dem geschäftlichen Teil sehr zuträglich.

Den geschäftlichen Part nimmt Gehry sowieso sehr ernst und hat daher den Ruf, Budgets stets einzuhalten. Hierzu existiert eine interessante Anekdote: Gehry lehnte ab, die Elbphilharmonie in Hamburg zu planen, als es ihm angeboten wurde. Zu Beginn war für dieses Projekt von einem Budget in Höhe von 110 Millionen Euro die Rede. Dass dieses in keiner Weise eingehalten werden konnte, ist hinlänglich bekannt. Dass das Budget nicht ausreichen würde, ahnte Gehry jedoch bereits damals, schätzte 550 Millionen Euro und bekam den Auftrag nicht.

Bekannte Bauten

Vitra Design Museum

Gehrys internationale Karriere begann erst 1989 mit dem Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Daher soll diesem Objekt die erste Vorstellung gewidmet sein. Das Museum gibt wechselnden Ausstellungen sowie Retrospektiven und Workshops mit den Themen Architektur und Design Raum.

Vitra Design Museum

Vitra Design Museum. Foto: GFDL © Wladyslaw

Typisch für Gehry ist, dass die Architektur dem Dekonstruktivismus entspricht. Sehr untypisch ist hingegen die Materialsprache: Das Vitra Design Museum kombiniert nicht, wie sonst für den Architekten üblich, unterschiedlichste Materialien. Stattdessen findet sich hier durch weißen Putz und Titanzink ein zurückhaltender Ausdruck. Zusätzlich zu dem Museumsgebäude plante Gehry den skulpturalen Pförtnerbau, der den Eingang zu dem Firmengelände, dem Vitra Campus, darstellt. Der Vitra Campus bietet neben Frank Gehry den Bauten weiterer international bekannter Architekten Raum. Hierzu zählt beispielsweise das ehemalige Feuerwehrhaus, gestaltet von Zaha Hadid.

Guggenheim-Museum Bilbao

Das Guggenheim-Museum in Bilbao wurde 1997 eröffnet. Es liegt in der Innenstadt, direkt am Ufer des Flusses Nervión. Die Art, wie Gehry ein Museumsgebäude architektonisch interpretiert hat, war neu und nahm daher Einfluss auf die öffentliche Meinung über Museen. Nach wie vor befeuert der Bau die Diskussion über den Zusammenhang zwischen Kunst, Architektur und Sammlungen. Der Grundriss des dekonstruktivistischen Baus ist oval. Die Kubatur wirkt – typisch Gehry – verstörend und faszinierend mit ihrer Komposition aus organischen und geometrischen Formen. Als Baumaterialien wählte Gehry Glas, Titan und Kalkstein.

Guggenheim-Museum Bilbao

Guggenheim-Museum Bilbao. Foto: CC © MykReeve

Das Guggenheim-Museum in Bilbao polarisierte so stark, dass es einen eigenen Begriff prägte: den „Bilbao-Effekt“. Dieser Ausdruck bezeichnet fortan die gezielte Aufwertung von Orten durch aufsehenerregende architektonische Bauten. Um dieser Bezeichnung gerecht zu werden, müssen Bau und Lage vier Prämissen erfüllen. Diese sind eine zentrale Lage und die unmittelbare Nähe eines Gewässers. Ferner muss die Architektur innovativ, aber unfunktional bis unpraktisch sein. Darüber hinaus hat die Architektur – ganz im Sinne Gehrys – provokativ und zugleich spektakulär zu sein.

Walt Disney Concert Hall

Die Walt Disney Concert Hall zählt zu den bekanntesten Bauten von Frank O. Gehry. Sie wurde 2003 fertiggestellt und liegt in sowohl historisch als auch kulturell prominenter Lage in Los Angeles − in direkter Nachbarschaft zum Music Center of Los Angeles County. Die Konzerthalle ist die ständige Heimat des Los Angeles Philharmonic Orchestra.

Walt Disney Concert Hall

Walt Disney Concert Hall. Foto: CC © Arturoramus

Das Gebäude mit seiner sich wellenden und faltenden, spielerischen Kubatur hat eine skulpturale Anmutung. Die Fassade besteht aus Edelstahl, mal glänzend, mal matt. Unter sich verbirgt der imposante Bau eine Tiefgarage mit 2.500 Stellplätzen auf sechs Ebenen, die von drei angrenzenden Straßen befahrbar ist. Der Eingangsbereich des Gebäudes ist eine Komposition aus Holz, Stahl und viel Glas, das durch das gelenkt eingelassene Licht Spannung erzeugt, die zu jener vor einem großen Konzert passt. Mit dieser Stimmung betreten Zuhörer die optisch von hölzernem Interieur dominierte Konzerthalle. Sie bietet Platz für 2.265 Zuhörer, die rund um das Orchester Platz finden. Große Fenster sorgen für Sonnenlicht bei Tagesveranstaltungen. Zuhörer dürfen eine Akustik genießen, die mehrfach allgemein gelobt wurde.

Gina Doormann

Kommentare

Von Dennis K und Daniela B Veröffentlicht 27. Januar 2017 10:38 Reply

Hallo, wir aus der Gesamtschule Oelde schreiben eine Arbeit über den Architekten Frank O. Gehry. Das Thema interessiert uns sehr! Falls sie Informationen für uns haben, melden sie sich bitte. Danke im Vorraus

Von Holger Sauer Veröffentlicht 13. August 2019 8:37 Reply

Es gibt in Herford das ‚Marta‘

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