Wohin bewegt sich die Hausbau-Industrie im Jahr 2016? Mit welchen Bautrends können wir rechnen? Das haben wir uns in der Redaktion vom ArchitektenScout in den letzten Monaten immer wieder gefragt – nun liefern wir die Antworten. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie dabei auf einige alte Bekannte stoßen. Wir meinen 2016 ist das Jahr für einige Trends, die Sie vielleicht schon abgeschrieben haben.
Intelligente Gebäudehüllen
Das Thema der intelligente Gebäudehüllen finden wir besonders spannend weil es zwar bislang in der Theorie wirklich vielversprechend aber in der Praxis viel zu aufwändig in der Umsetzung war.
Wäre es nicht toll wenn sich die Fassade oder „Hülle“ eines Gebäudes je nach Witterung bzw. Gebrauch anpassen würde?
In diesem Bereich wurde in den letzten Jahren viel herumexperimentiert aber es scheint, dass wir in diesem Jahr der Massentauglichkeit dieser Technologie endlich erheblich näher kommen werden.
Diese Bildgalerie über intelligente Gebäudehüllen zeigt wie vielversprechend die Technologie bereits ist.
Einige Beispiele:
- Sogenannte „Floating Observatories“ erlauben es, die Aussichtsplattformen eines Wolkenkratzers an der Fassade hoch und runter zu fahren.
- Um Energie zu sparen besteht die Fassade aus verschiedenen Funktionslayern wie Verglasung, Dämmung und Sonnenschutz. Der Clou: die Layer sind individuell verschiebbar.
- Aluminium und Glas werden in raumhohen Schiebeelementen verwendet (siehe Hotel Kahlenberg in Wien)
Das Plusenergiehaus
Ein Plusenergiehaus ist ein Gebäude, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Das klingt erstmal einmal zu gut um wahr zu sein wird aber tatsächlich schon lange in der Praxis umgesetzt.
Der Fokus auf der Energiegewinnung liegt dabei auf Photovolatik- und Solaranlagen damit auf die Nutzung von Gas, Öl und Kohle verzichtet werden kann. Darüber hinaus ist die Absicht von Plusenergiehäusern die CO2-Emission zu reduzieren, was etwa bei Passivhäusern nicht der Fall ist (siehe nächster Abschnitt).
Warum haben sich also Plus-Energiehäuser noch nicht auf großflächig durchsetzen können? Das liegt vor allem an ihrer starken Witterungsabhängigkeit. Bleibt die Sonne weg dann gibt’s auch keine Energie… Allerdings wird die Solartechnik immer ausgefeilter, weswegen wir trotzdem daran glauben, dass dieser Bau-Standart immer beliebter wird. Vor allem aber ist das Plus-Energiehaus ein Vorzeigemodell wie nachhaltiges Bauen im Idealfall aussehen kann. So mag 2016 die Anzahl der erbauten Plus-Energiehäuser vielleicht nicht immens steigen aber das Energie-Bewusstsein der Branche dafür umso mehr.
Das Passivhaus
Als wir letztes Jahr für unseren Artikel zum Thema Passivhaus recherchierten, dachten wir uns: ist zwar ein cooles Konzept aber bei Bauherren einfach zu unbeliebt. Trotzdem landet es jetzt auf unserer Liste der Bautrends 2016. Warum? Weil Passivhäuser tatsächlich im Kommen sind – und das erstaunlicherweise eher im ausländischen Raum als in Deutschland. So berichtete das Portal Energiezukunft.eu unlängst über Passivhäuser in Griechenland und in der Türkei. Ein Umweltzentrum und ein Reihenhaus-Komplex sind die ersten Gebäude in den Mittelmeerländern, die mit dem Passivhaus-Standard erbaut werden.
Uns überrascht, dass es jetzt erst zu dieser Entwicklung kommt. Passivhäuser sind vor allem für ihre gute Wärmedämmung bekannt und dafür besonders gut für Länder geeignet, die mit Überhitzung zu kämpfen haben.
Zudem findet im April die 20. Internationale Passivhaustagung in Darmstadt statt.
Nachhaltiges Bauen
Immer mehr Bauherren achten darauf, dass beim Bau nachhaltige Baustoffe verwendet werden – Stichwort „Ecodesign“. Dieser Begriff bezeichnet das Zusammenspiel von Erscheinungsbild, Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit und vor allem Nachhaltigkeit.
Ecodesign-Baustoffe zeichnen sich durch ihre Emissionsfreiheit und Pflegeleichtigkeit aus. Besonders wichtig ist, dass die Umweltauswirkung während des gesamten Produktlebenszyklus mit einbezogen wird.
Es gibt sogar eine Initiative, welche nachhaltige Bauprodukte auszeichnet und über deren Zusammensetzung informiert: die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB).
Nachhaltiges Bauen ist auch deswegen so wichtig, weil die Wahl der Baustoffe die Gesundheit der Bewohner beeinflusst. Nachhaltiges Bauen bedeutet demnach auch gesundes Bauen – vor allem in einer Gesellschaft, die immer umweltbewusster wird.
Demnach ist für uns das nachhaltige Bauen zweifelsohne ein Bautrend für das Jahr 2016 – schon allein wegen der steigenden Beliebtheit des Holzbaus.
Das Intelligente Haus
Auch das sogenannte „intelligente Haus“ wird schon lange als Trend gehandelt aber richtig durchgesetzt hat es sich noch nicht. Dafür sind die Kosten einfach zu hoch und die aktuelle Generation von Hausbauern zu konservativ.
Allerdings machen die Technologien immer größerer Fortschritte und einige Anbieter bieten schon erschwingliche Smart Home Geräte an (wir berichteten).
Falls Sie mit dem Begriff „Smart Home“ oder „Intelligentes Haus“ nicht soviel anfangen können: hierbei handelt es sich um die Integration von vernetzten technologischen Systemen im Wohnhaus bzw. der Wohnung. So ist es etwa möglich die Temperatur des Hauses per Smartphone auch dann zu kontrollieren wenn man außer Haus ist.
Warum wir das intelligente Haus als Bautrend für 2016 sehen? Ganz einfach weil inzwischen auch ältere Generationen sich immer mehr mit Smartphone & Co auseinandersetzen und der Bedarf an den Technologien insbesondere beim Einbrecherschutz besonders hoch ist.
Wir haben die Entwicklungen jedenfalls gespannt beobachtet und Innovationen wie der Magische Würfel beweisen: da tut sich was!
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