Was ist ein Plusenergiehaus?

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 27. Mai 2015
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Plus-Energiehaus von Graft Architekten in Berlin-Zehlendorf

Plus-Energiehaus von Graft Architekten in Berlin-Zehlendorf

Wir vom Architektenscout  sind ständig auf der Suche nach interessanten Themen aus der Branche, damit wir Ihnen von den neusten Trends berichten können. Dabei stießen wir neulich auf ein Bauprojekt in Berlin Zehlendorf: Plusenergiehäuser aus Holz.

Erst kürzlich haben wir uns mit dem Thema Passivhaus beschäftigt und Ihnen davon berichtet, wieviel Energie ein Haus mit entsprechender Technologie sparen kann. Im heutigen Blogpost berichten wir davon, wie sich ein Plusenergiehaus von einem Passivhaus unterscheidet und was es mit dem Bauprojekt in Zehlendorf auf sich hat.

Das Plusenergiehaus

Ein Plusenergiehaus ist ein Haus, das mehr Energie gewinnt als es von externen Energiequellen wie Strom oder Gas bezieht. Obwohl der Begriff Plusenergiehaus als Marke geschützt ist, gibt es keine allgemeine Norm ab wann ein Plusenergiehaus auch als solches bezeichnet werden kann. Es ist etwa nicht klar festgeschrieben ob auch die Beleuchtung des Hauses Teil der Energiebilanz ist oder nur die Warmwasser und Beheizung.

Plusenergiehäuser gewinnen Energie vorwiegend über Photovoltaik- und Solaranlagen, im Gegensatz zum Passivhaus, bei dem kaum Wärme-Energie verwendet wird (wir berichteten). Allerdings hat das Plusenergiehaus im Gegensatz zum Passivhaus das Ziel kein CO2 in die Atmosphäre abzulassen. Plusenergiehäuser werden also nicht nur zu 100 Prozent mit regenerativen Energien versorgt sondern sind auch emissionsfrei. Allerdings haben Passivhäuser und Plus-Energiehäuser auch einiges gemeinsam. So sind Fenster und Glasfassaden dreifach verglast, die Gebäudehülle ist wärmebrückenfrei gedämmt und Frischluft wird ohne Wärmeverlust ausgetauscht.

Dementsprechend ist Absicht dieses Baustandards zum Klimaschutz beizutragen, da heutzutage ein hoher Anteil des Energieverbrauchs auf Bauen und Wohnen entfällt. So können solarbetriebene Häuser durchaus ein Modell für die Zukunft sein, da Gas, Öl und Kohle früher oder später aufgrund von Verknappung immens teuer sein werden und womöglich nicht ausreichen werden um die kommenden Generationen zu versorgen.

Anfang des Jahres haben wir auch vom Solaren Zehnkampf berichtet, einem Wettbewerb bei dem Architekturstudenten ihre Fähigkeiten im solaren Bauen beweisen müssen. Hier konnte die TU Darmstadt 2007 den Wettbewerb mit einem Plus-Energiehaus für sich entscheiden.

Kernstück der Plus-Energiehäuser ist die gebäudintegrierte Photovoltaik (GiPV), bei der Photovoltaikmodule in die Gebäudehülle integriert werden. Diese Gebäude-Element haben dabei nicht nur die Funktion Sonnenlicht in elektrische Energie umzuwandeln, sondern können auch viele andere Aufgaben erfüllen:

Zusätzlich Funktionen Gebäudeintegrierter Photovoltaik:

  • Lichtleitung und Lichtlenkung
  • Schalldämmung
  • Ästhetische Aufwertung des Gebäudes
  • Witterungsschutz
  • Wärmedämmung

Schwierige Umsetzung

Wie das Architekturportal Detail berichtete, soll der Plus-Energiestandard ab 2021 in ganz Europa die Norm werden. Das Portal erwähnt allerdings auch eine Studie, die gezeigt hat, dass das Ziel von einem positiven Energieverbrauch am Ende des Jahres nicht immer so leicht erfüllt werden kann. Bei einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung (BMVBS) etwa wurde deutlich, wie sehr Plus-Energiehäuser von der Witterung abhängen. Ist die Sonneneinstrahlung etwa geringer als erwartet, kann es zu Energieversorgungsengpässen kommen. Zudem ist auch das Energienutzungsverhalten der Bewohner von hoher Bedeutung. Heizen diese zum Beispiel intensiver als empfohlen oder lüften Sie zuviel, dann wird der Energieausgleich negativ beeinflusst.

Das Plus-Energiehaus-Projekt in Berlin-Zehlendorf

Das Architektenbüro Graft feilt derzeit in Berlin-Zehlendorf an einer Reihe von Plus-Energiehäusern, die hauptsächlich aus Holz gebaut werden. Unter dem Motto „Holistic Living“ (ganzheitlich Wohnen), entstehen hier Holz-Villen die nicht nur mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen sondern mit dem überschüssigen Strom sogar noch ein Elektroauto betreiben können. Bei einem geplanten Überschüss von jährlich ca. 3600 kWh für das Plus-Energie-Einfamilienhaus kann ein e-Smart 18.000 km weit betrieben werden. Die Hauptenergiequellen sind Photovoltaikanlagen auf dem Dach sowie Erdwärmepumpen für Warmwasser und Heizung.

Ein weiteres Kernstück des Hauses sind die großformatigen Glasschiebetüren, welche den Garten mit dem offenen Wohnraum verbinden.

Die Architekten entschieden sich für Holz als Baustoff da er nachhaltig ist, gut aussieht und für ein warmes Raumklima sorgt. Zudem lässt sich Holz auch gut zur Wärmedämmung nutzen. Darüber hinaus kommt Lehm an denjenigen Stellen zum Einsatz, die besonders feucht werden, wie etwa im Bad- und Küchenbereich.

Das Architektenbüro Graft Architekten hat seinen Hauptsitz in Berlin-Mitte, gegründet wurde es allerdings 1998 in Los Angeles, wo es auch heute noch eine Niederlassung betreibt.

Die Plus-Energiehäuser von Graft sind Teil der Initiative Berliner KlimaSchutzProjekte

 

Kommentare

Von Andreas Arlt Veröffentlicht 27. Mai 2015 21:09 Reply

ich finde dieses Konzept ausgesprochen gut und wichtig. in Zeiten immer höherer Energiepreise und schwindender Ressourcen sollten solche Projekte gefördert und gefordert werden. interessant fände ich noch die Frage der Unterhaltskosten. eine Holzfassade ist doch sicher pflegeintensiver als eine Klinkerfassade. Oder?

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