Was ist wirklich dran am sogenannten Smart Home, dem intelligenten Haus? Und was verbirgt sich hinter dem Begriff „Intelligentes Wohnen“? Der ArchitektenScout klärt auf.
Intelligentes Wohnen, Smart Home & Co
Intelligentes Wohnen bezeichnet die Automatisierung von Wohnhäusern mittels Datenvernetzung und Fernsteuerbarkeit. So öffnen sich beispielsweise Fenster von selbst um die Temperatur zu regulieren oder Hausbewohner können mit ihrem Smartphone den Energieverbrauch überwachen. Schon seit Jahren geistert der Begriff „Smart Home“ durch die Branche, aber das intelligente Wohnen wird auch als „Smart Living“, „eHome“ oder „Vernetztes Haus“ bezeichnet.
Der in Deutschland gebräuchlichste Begriff „intelligentes Wohnnen“ wurde 2003 vom ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik & Elektronikindustrie) offiziell vorgestellt, inzwischen wird aber auch häufig vom „vernetzten Wohnen“ gesprochen. Seit 2008 gibt es auch die Smart Home Initiative Deutschland e.V, welche Forschungsvorhaben unterstützt und jährlich den Smart Home Award verleiht.
Wie sieht das intelligente Haus aus?
Häuser werden als „intelligent“ bezeichnet, wenn verschiedene elektronische Systeme intern vernetzt werden und von der Ferne gesteuert werden können. Hierbei handelt es sich insbesondere um:
- Multimedia-Geräte wie Fernseher oder PC
- Elektrohaushaltsgeräte wie Waschmaschine oder Herd
- Haustechnik wie Alarmanlagen oder Heizung
Was kann das intelligente Haus nun konkret was andere Häuser nicht können?
Hier einige Beispiele:
- Die Lichter gehen an sobald ein Raum betreten wird und erlöschen wieder wenn er verlassen wird
- Die Heizung wird automatisch heruntergeschaltet sobald ein Fenster geöffnet wird
- Der Fernsehr wird mit Smartphone und PC vernetzt (Smart TV)
- Der Thermostat lässt sich aus der Ferne per App steuern
Dazu kommt das sogenannte Smart Metering (zu deutsch: intelligenter Zähler). Hierbei handelt es sich um einen Zähler für Energiequellen wie Strom oder Gas, der in das Kommunikationsnetz des Hauses eingebunden ist. Diese Zahler wurden bereits in 1990er Jahren entwickelt, sind aber erst seit 2010 für Privathaushalte erhältlich.
Was diese Zähler besonders macht ist dass sie den Verbrauch über bestimmte Zeiträume hinweg anzeigen können, etwa für die letzten 24 Stunden. Vor allem aber ist es möglich auf die Daten digital zuzugreifen, was die Auswertung der Energieverbrauchs deutlich erleichtert. Dies kommt auch den Bestrebungen der Bundesregierung entgegen, den Energieverbrauch bundesweit zu senken (siehe Energiesparausweis). So wurde letztes Jahr das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende vorgestellt. Demnach müssen Haushalte ab 6000 kWh/a Stromverbrauch künftig auf das intelligente Stromzähler umstellen. Dazu gehört auch ein umfassendes Regelwerk in Bezug auf Datenschutz.
Allerdings befürchten Datenschützer dennoch, dass die intelligenten Stromzähler anfällig für Datenklau und Manipulation sind. Zudem ermittelte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dass die Zähler kaum Geld einsparen und sich somit die hohen Einbaukosten nicht rechtfertigen lassen. Die Vorteile der Zähler sind eher praktischer Natur: es ist keine jährliche Ablesung mehr nötig und es kann wesentlich schneller auf andere Tarife umgestellt werden. Allerdings ist hier noch das Problem, dass die Stromkonzerne im Falle von sinkenden Börsenpreisen ihre Preise gar nicht senken und so die schnelle Preisanpassung zwar möglich ist aber in der Realität nicht durchgeführt wird.
Wenn Sie sich weiter mit dem Thema beschäftigen wollen empfehlen wir den Artikel Warum SIe sich keinen intelligenten Stromzähler zulegen sollten.
Die Vernetzung
Wer sein Eigenheim auf die Smart Home Technologie umrüsten möchte oder gar einen Smart Home Neubau plant steht vor der Frage welche Technik er für die Vernetzung der Systeme verwenden möchte. Experten empfehlen hierbei sogenannte Bussysteme, da sie sicher, komfortabel und energieeffizient sind. Das Bussystem wird von einem zentralen Rechner aus verwaltet, kann aber aber auch von mobilen Geräten angesteuert werden. Das Bussystem macht es zudem einfach die Sicherheitstechnik zu integrieren. So ist es etwa möglich, dass ein Besucher des Hauses sich per Fingerabdruck oder Code identifizieren kann oder dass sich die Bilder der Überwachungskameras auf das Handy übertragen lassen. Bussysteme haben den Vorteil gegenüber der WLAN-Vernetzung, dass sie kaum störungsanfällig und zuverlässig schnell sind. Zudem ist die Reichweite kein Problem, da die Smart-Home-Komponenten per Kabel verbunden sind.
Der Nachteil von Bussystemen sind die Kosten da die Verkabelung aufwendiger ist als die Einrichtung eines Funksystems. Zudem hat man weniger Flexibilität wenn es Änderungswünsche hinsichtlich der Platzierung der Geräte gibt, da dies eine Neuverlegung der Kabel bedeuten würde.
Deswegen wird es empfohlen sich bei einem Smart Home Neubau von einem Architekten beraten zu lassen, der Erfahrung mit den entsprechenden Technologien hat.
Smart Home für jedermann?
Zunächst scheint es, dass nur wenige Bauherren bzw. Immobilienbesitzer es sich leisten können ihre Häuser „schlau zu machen“. So betragen die Umbaumaßnahmen derzeit noch mehrere Tage und die Technik ist noch nicht massenfertig.
Allerdings gibt es schon einige Geräte und Apps, die für wenig Geld das eigene Heim zu einem Smart Home umgestalten. Der Hersteller Twine bietet z.B einen Vibrationssensor an, der sich an der Waschmaschine anbringen lässt. Der Sensor spürt wenn die Waschmaschine nicht mehr vibriert und sendet dann eine entsprechende SMS an den Hausbewohner. Das Gerät kostet knapp 100 Euro und kann über die Website des Herstellers erstanden werden.
Ein weiteres Gerät der Kategorie Smart Home ist WeMo Insight von Belkin. Hierbei handelt es sich um Steckdosenaufsätze, die mit dem W-LAN verbunden sind. So lassen sich etwa Zeitpläne erstellen und per App können die Aufsätze individuell programmiert werden.
Ein weiteres leicht zu installierendes Smart Home Gerät ist der Ninja Block. Er ist Bewegungsmelder und Temperaturmesser in einem und stellt somit beispielsweise das Heizgerät an wenn es zu kalt wird. Der Bewegungssensor kann als Alarmanlage eingesetzt werden. Somit erhält man hier für 150 Euro ein System, das dem Eigenheim schon einige klassische Funktionen eines intelligenten Hauses verleihen kann.
Smart Home – ja oder nein?
Wir werden häufiger von Bauherren gefragt ob wir den Bau eines Smart Homes empfehlen würden. In unseren Gesprächen mit Experten und Architekten gehen die Meinungen sehr deutlich auseinander. Besonders diejenigen, die schon lange in der Branche tätig sind können sich mit den Technologien so gar nicht anfreunden, und folgen dem Motto: „Wenn dir zu heiß ist, dann mach dein Fenster doch selber auf“. Wir empfehlen eine ganze andere Perspektive zu wählen. Statt sich zu fragen: „Soll mein Haus intelligent sein?“, fragen Sie sich besser „Wie intelligent soll mein Haus sein?“. Schließlich hat jedes Haus bereits ein gewissen Grad an „Intelligenz“, z.B wenn es mit einem modernen Thermostat ausgestattet ist.
Deswegen empfehlen wir, dass Sie sich einfach ein Bild von allen erhältlichen Technologien verschaffen und sich dann gut überlegen, welche Sie wirklich brauchen. Wenn Sie zum Beispiel über viele Wertsachen verfügen ist ein modernes Sicherheitssystem sicherlich sinnvoll. Und wenn Sie etwa in einer warmen Gegend wohnen müssen Sie sich um eine automatisierte Heizungsregulierung kaum Gedanken machen.
Wir vom ArchitektenScout halten Sie auf jeden Fall weiter auf dem Laufenden.
Für weiterführende Artikel zum Thema empfehlen wir den Ratgeber von Bautipps.de
Das ist ein super interessanter Artikel. Da wir uns mittlerweile im digitalen Zeitalter befinden, finde ich es super, wenn man mit dem Smartphone schauen kann wie der Energieverbrauch aussieht. Auch, dass die Heizung automatisch heruntergeschaltet wird, wenn ein Fenster geöffnet wird finde ich super.