„Hamburg steht für Rotklinker wie New York für Hochhäuser“
Die Hansestadt an Alster und Elbe hat neben dem Michel, der Reeperbahn und jüngst der Elbphilharmonie noch weiteres Bauliches zu bieten, das ihr Gesicht nachhaltig prägt. Hamburg ist bekannt für seine im Stadtbild allgegenwärtigen Klinkerfassaden, bei denen der Rotklinker deutlich den ebenfalls vorkommenden Gelbklinker dominiert. Von einfachen Wohnhäusern bis zu Museen mit aufwendigen Fassadendetails begann der Klinker ab 1909 unter Baudirektor Fritz Schumacher seinen Siegeszug. In dieser Zeit entstanden zum Beispiel das Tropeninstitut, das Museum für Hamburgische Geschichte und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ein Weggefährte Schumachers war der Architekt Gustav Oelsner, der vor allem in Altona streng kubische Bauten umsetzte. Im Gegensatz zu Schumacher, der rote Klinker bevorzugte, plante Oelsner mit gelben Ziegeln.
Ein Streifzug durch Hamburg wird Interessierte an vielfältigen Klinkerfassaden vorbeiführen – es spielt kaum eine Rolle, welche Route sie einschlagen. Dabei ist auffällig, dass diese Art der Fassadengestaltung nach wie vor äußerst beliebt ist und an zahlreichen Neubauten Verwendung findet. Sehr häufig greift das neu Gebaute die bestehende Fassadenoptik auf und sorgt so für das Fortbestehen des typischen Hamburger Stadtbildes.
Klinker stehen jedoch nicht nur für die Hansestadt, sondern sie repräsentieren oftmals das beispielhafte Beherrschen des Maurer-Handwerks, wie einige der folgenden Fassaden zeigen werden.
Dem Glauben Raum geben – Ökumenisches Forum HafenCity
Das siebenstöckige Gebäude in der HafenCity nutzt den traditionsreichen Klinker für eine moderne Interpretation der Ehrerbietung vor dem Glauben. Die Fassade weicht an den betreffenden Stellen zurück, um scheinbar den religiösen Elementen Kreuz und Kirchenglocke Raum zu geben. Das aus dunkleren Klinkern gemauerte Kreuz besitzt als Antagonisten auf der Rückseite des Gebäudes eine konvexe Ausbildung. Die weichen Rundungen der Fassade entstehen durch präzise gesetzte Klinker. Durch den leichten Versatz der einzelnen Steine zueinander wird ein beeindruckender Effekt erzielt, der zum Verharren und genauen Hinschauen verleitet.