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Klinkerfassaden, gelungene Beispiele Teil 1

  • Von op
  • Veröffentlicht 13. Februar 2015
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„Hamburg steht für Rotklinker wie New York für Hochhäuser

Die Hansestadt an Alster und Elbe hat neben dem Michel, der Reeperbahn und jüngst der Elbphilharmonie noch weiteres Bauliches zu bieten, das ihr Gesicht nachhaltig prägt. Hamburg ist bekannt für seine im Stadtbild allgegenwärtigen Klinkerfassaden, bei denen der Rotklinker deutlich den ebenfalls vorkommenden Gelbklinker dominiert. Von einfachen Wohnhäusern bis zu Museen mit aufwendigen Fassadendetails begann der Klinker ab 1909 unter Baudirektor Fritz Schumacher seinen Siegeszug. In dieser Zeit entstanden zum Beispiel das Tropeninstitut, das Museum für Hamburgische Geschichte und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ein Weggefährte Schumachers war der Architekt Gustav Oelsner, der vor allem in Altona streng kubische Bauten umsetzte. Im Gegensatz zu Schumacher, der rote Klinker bevorzugte, plante Oelsner mit gelben Ziegeln.

Ein Streifzug durch Hamburg wird Interessierte an vielfältigen Klinkerfassaden vorbeiführen – es spielt kaum eine Rolle, welche Route sie einschlagen. Dabei ist auffällig, dass diese Art der Fassadengestaltung nach wie vor äußerst beliebt ist und an zahlreichen Neubauten Verwendung findet. Sehr häufig greift das neu Gebaute die bestehende Fassadenoptik auf und sorgt so für das Fortbestehen des typischen Hamburger Stadtbildes.

Klinker stehen jedoch nicht nur für die Hansestadt, sondern sie repräsentieren oftmals das beispielhafte Beherrschen des Maurer-Handwerks, wie einige der folgenden Fassaden zeigen werden.

Dem Glauben Raum geben – Ökumenisches Forum HafenCity

Ökumenisches Forum Hafencity

Ökumenisches Forum Hafencity

Das siebenstöckige Gebäude in der HafenCity nutzt den traditionsreichen Klinker für eine moderne Interpretation der Ehrerbietung vor dem Glauben. Die Fassade weicht an den betreffenden Stellen zurück, um scheinbar den religiösen Elementen Kreuz und Kirchenglocke Raum zu geben. Das aus dunkleren Klinkern gemauerte Kreuz besitzt als Antagonisten auf der Rückseite des Gebäudes eine konvexe Ausbildung. Die weichen Rundungen der Fassade entstehen durch präzise gesetzte Klinker. Durch den leichten Versatz der einzelnen Steine zueinander wird ein beeindruckender Effekt erzielt, der zum Verharren und genauen Hinschauen verleitet.

Ökumenisches Forum Hafencity im Detail

Ökumenisches Forum Hafencity im Detail

Neu antizipiert Alt: das Maritime Museum

Ein sehr anschauliches Beispiel für das Aufgreifen des bestehenden Fassadenbildes ist das Maritime Museum, an das sich – ebenfalls mit einer detailreichen Rotklinkerfassade – das Gebäude des Traditionsunternehmens Gebr. Heinemann anschließt. Das 1880 als Kaispeicher errichtete Gebäude des heutigen Museums besitzt eine dem damaligen Zeitgeist entsprechende Fassade – eine Hommage an die Neuerrungenschaften der Technik. Im Sockel des Gebäudes wurden angedeutete Torbögen gotisch anmutend gestaltet. Die im Blockverband gemauerte Fassade zeigt eine deutliche Gliederung des Gebäudes in dessen ursprüngliche Funktions- und Nutzungsbereiche. Der neue Anbau greift Formensprache und Gliederung auf, obwohl sie natürlich nicht mehr den Funktionen des alten Speichers entsprechen. Eine Abgrenzung zum Bestand erlaubt sich die neue Fassade, indem sie in einem Läuferverband gemauert wurde.

Maritimes MuseumFoto: Maritimes Museum

Ein Parkhaus zum Anfassen

Das Thema „Speichergebäude“ greift auch ein in der HafenCity neu errichtete Parkhaus deutlich auf. Die ursprüngliche Funktion der Einlagerung wird hier sogar besonders betont, da sie das horizontale Fassadenbild dominiert. Lediglich die angedeuteten Lastenkräne unterbrechen die Fassade als vertikale Elemente.

Parkhaus Hafencity , Ansicht

Parkhaus Hafencity , Ansicht

Die im Blockverband gemauerten Ziegel zeigen vielfältige gestalterische Details. Sie deuten verschiedene Öffnungsflächen der vorbildgebenden Speicher an − zum einen durch das Offenlassen breiter Stoßfugen und zum anderen durch dargestellte Gitter, die sinnbildlich für die Handwerkskunst stehen. Sie wirken so echt, dass ein Betrachter sie berühren muss, um zu glauben, dass diese Fassade wirklich nur aus einzelnen Klinkersteinen besteht. Bereits bei näherer Betrachtung des folgenden Bildes wird klar, dass eine genauere Beschreibung des Detailreichtums dieses einfachen Parkhauses den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Wer sich selbst von der Gelungenheit dieser Fassade überzeugen möchte, findet besagtes Parkhaus an der Ecke „Am Sandtorkai“/„Am Sandtorpark“.

Parkhaus Hafencity im Detail

Parkhaus Hafencity im Detail

 

Besondere Ziegel für besondere Fassaden

Um Oelsners Einfluss auf das Hamburger Stadtbild nicht zu kurz kommen zu lassen, soll im Folgenden eine sehr gelungene Fassade aus gelben Vormauerziegeln erwähnt werden. Das recht neue Gebäude befindet sich am Vasco da Gama-Platz in der HafenCity.

Vasco-da-Gama-Platz Kolumbastein

Vasco-da-Gama-Platz Kolumbastein

Bei den verwendeten Ziegeln namens Kolumba aus der dänischen Manufaktur Petersen handelt es sich um sonderformatige Steine. Durch eine entsprechende Ausnutzung dieser verschiedenen Sonderformate lassen sich derartige besondere Reliefs an Fassaden erstellen. Das ungewöhnliche Format lässt sich bei genauem Blick in die Fensterfuge entdecken.

Vasco-da-Gama-Platz_Kolumbastein im Detail

Vasco-da-Gama-Platz_Kolumbastein im Detail

Fische an der Fassade

Interessante Klinkerfassaden finden sich in Hamburg an zahlreichen Orten. Dieses Beispiel säumt die Promenade des Traditionshafens am Kaiserkai. Die großformatigen Fischmotive in hellrotem Klinker, die sich nicht nur optisch, sondern auch haptisch von den bläulichen, den Hintergrund bildenden, Ziegeln abheben, wirken beinahe wie eine Spielerei der beteiligten Maurer.

Traditionshafen Hafencity

Traditionshafen Hafencity

Bei näherer Betrachtung wird jedoch schnell klar: Hinter dieser Fassade steht ein kleinteiliger Plan. Alle hellen Ziegel, die den Wassertieren ihre Gestalt geben, stehen zum einen orthogonal zu den waagerecht angeordneten bläulichen Ziegeln. Zum anderen besitzen sie unterschiedliche Formate, die durch ihre sorgfältige Anordnung die filigranen Formen ermöglichen. Die spielerische Fassade erstreckt sich entlang des Kaiserkais und bietet somit eine gekonnt inszenierte Kulisse für die davor im Hafen liegenden historischen Boote.

Traditionshafen Hafencity im Detail

Traditionshafen Hafencity im Detail

Über jedes Image erhaben: die Davidwache

Sie gilt als Deutschlands bekannteste Polizeiwache: die Davidwache an der Reeperbahn. Sie stammt ebenfalls vom Zeichentisch Fritz Schumachers. Ihre Ansicht, die sich der Amüsiermeile zuwendet, ist wohlbekannt. Die spannenden Fassadenelemente verbergen sich jedoch an ihrer Breitseite, die sich in die Davidstraße vis-à-vis zur Herbertstraße erstreckt. Am Altbau zeigen sich die für die Bauzeit typischen, verspielt wirkenden Fassadenelemente.

Ansicht Anbau Davidwache

Ansicht Anbau Davidwache

Der eigentliche Hingucker ist jedoch der von Winking realisierte Anbau als Erweiterung der Davidwache. Er reagiert nicht nur durch seine moderne Typologie auf die der Neubauten in diesem Viertel. Vielmehr macht ihn seine Klinkerfassade zu etwas Besonderem: Winking setzt den klassischen Stein so in Szene, dass eine edle und erhabene Wirkung erzielt wird. Auf diese Weise schlägt er eine Brücke zwischen den Alt- und den Neubauten.

Die Grundlage der Fassadengestaltung bildet ein Kopfverband, wobei hier jede zweite Lage um die Längsachse gekippt wurde und damit hochkant steht. So entsteht die besondere Wirkung des Eckhauses. Unterstützt wird diese Anmutung durch die Verwendung von handgefertigten Klinkern, die durch unterschiedlichen Brand individuelle Färbungen haben.

Davidwache Detail

 

Altbau Davidwache

Altbau Davidwache

von Gina Patricia Doormann, Architekturkommunikation und freie Journalistin

Kommentare

Von Markus Gresch Veröffentlicht 17. Februar 2015 19:48 Reply

Sehr geehrte Damen und Herren

Zum Beitrag Klinker

Deutsche Klinkerfassade in der Schweiz Wittmunder Klinker an einem exklusiven EFH Projekt in Bilten GL – Schweiz. Zur Ergänzung Ihrer Dokumentation

Freundliche Grüsse
Markus Gresch

Von op Veröffentlicht 28. Februar 2015 14:54 Reply

Ich habe hier auch noch ein schönes Beispiel gefunden: https://www.pinterest.com/pin/189995678006142909/

Von Bernd Veröffentlicht 13. Februar 2018 12:01 Reply

Sehr schöne Klinkerfassaden kann man auch mit diesen Klinker-Riemchen gestalten https://www.klinkerparadies.de/

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