Fassaden sind notwendige Elemente der Baukonstruktion – zum einen. Zum anderen müssen sie hohen Ansprüchen gerecht werden. Die Anforderungen an Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und zugleich Wirtschaftlichkeit beeinflussen ihre Entwicklung maßgeblich. Bei allen technologisch wertvollen Attributen sind Fassaden nicht zuletzt ein Gestaltungselement, das geeignet ist, ein Gebäude zu einer Landmarke zu machen. Ein aktuelles Beispiel von gmp Architekten zeigt, wie das geht.
Im Folgenden sollen exemplarisch die auf dem DBZ-Fachforum Fassade erläuterten Trends und Materialien der Fassadengestaltung und -entwicklung vorgestellt werden. Daran anschließend wird anhand des kürzlich fertiggestellten Bürogebäudekomplexes 3Cubes von gmp dokumentiert, welche gestalterische Leistung Fassaden erbringen können.
Themen:
- Vorgehängte, hinterlüftete Fassaden mit dem Praxisbeispiel AQUAPANEL® von Knauf
- Aluminiumfassaden und ihr Nachhaltigkeitsaspekt am Beispiel der Hersteller Novelis und Kalzip
- Intelligente Fassadensysteme ermöglichen gestalterische Flexibilität in der Architektur – Schüco (Parametric System)
- Fassadengestaltung als zentrales Entwurfselement: Bürogebäudekomplex 3Cubes von gmp
Vorgehängte hinterlüftete Fassade versus Vorhangfassade
Die mit einer Luftschicht zwischen gedämmtem Bauwerk und Wetterhaut ausgestattete vorgehängte hinterlüftete Fassade ist weit verbreitet. Neben Industrie- und Bürobauten findet sie zunehmend Verwendung an Wohnimmobilien. Nicht zu verwechseln ist eine vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) mit einer Vorhangfassade oder Vorhangwand: VHF sind hinterlüftet, Vorhangfassaden nicht. Zudem ist eine vorgehängte hinterlüftete Fassade eine Kaltfassade, die keine wärmedämmende Funktion besitzt. Die einschaligen Vorhangfassaden hingegen sind sogenannte Warmfassaden. Ihre einschalige Konstruktion muss sowohl Witterungs- als auch Wärmeschutz gewährleisten. Beispiele für Vorhangfassaden sind Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) oder Sandwichpaneele.
Praxislösung für vorgehängte hinterlüftete Fassaden: AQUAPANEL® von Knauf
VHF bieten eine große Gestaltungsvielfalt und sind überdies für alle Gebäudetypen geeignet. Ihr konstruktiver Vorteil ist die Trennung der Funktionen Witterungsschutz und Wärmedämmung. Vorgehängte hinterlüftete Fassaden zeichnet ihr hoher und langfristiger ökonomischer Wert aus. Zwar ist die Erstinvestition höher als bei anderen Fassadensystemen. Die höhere Lebensdauer und der geringe Wartungsaufwand gleichen dieses vermeintliche Manko jedoch problemlos aus.
- INFO: Planungs-, Bemessungs- und Konstruktionsgrundsätze für hinterlüftete Fassaden sind in der DIN 18516-1 geregelt.
Knauf AQUAPANEL ist ein Unternehmen, das bereits seit 1954 Baustoffe herstellt. Es hat die zahlreichen Vorteile vorgehängter hinterlüfteter Fassaden erkannt und sie in sein bestehendes Außenwandsystem integriert. Hierfür ist Perlit, ein vulkanisches Glas, bereits seit Längerem ein fester Bestandteil. Perlit ist ein natürliches Produkt, das in aufgeblähter Form zu den ökologischen Dämmstoffen mit der Brandklasse A1 zählt. Knauf hat mit seiner Außenwand mit AQUAPANEL® ein innovatives Komponentensystem geschaffen, das die Vorteile einer VHF mit viel Gestaltungsfreiheit und sehr einfacher Handhabung kombiniert.
Aluminiumfassaden und ihr Nachhaltigkeitsaspekt am Beispiel der Hersteller Kalzip und Novelis
Neben Knauf haben auch andere Hersteller den Gedanken der vorgehängten hinterlüfteten Fassade aufgegriffen und interpretiert. Zu ihnen gehören Novelis und Kalzip, deren Produkte hier exemplarisch vorgestellt werden sollen. Beide verwenden Aluminium, das auch als „Werkstoff der Zukunft“ bezeichnet wird. Es ist nicht nur langlebig, sondern zudem optisch ansprechend und zu 100 Prozent recycelbar. Letzterer Vorteil mag zu einem Teil wettmachen, dass etwa 200 MJ an grauer Energie zur Herstellung von einem Kilo Aluminium notwendig sind. Im Folgenden werden beispielhaft Fassadenlösungen aus Aluminium vorgestellt.
Kalzip FC Fassadensystem
Was eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Aluminium besonders macht, ist ihre Optik. Mit Aluminium sind sehr intensive und langlebige Farben möglich. Planer können beispielweise mit RAL-, NCS- oder HPC-Farben planen. So ist das Farbergebnis verlässlich und ohne ungewünschte Abweichungen.
Im Fall des Herstellers Kalzip ist überdies der Nachhaltigkeitsaspekt nicht zu vernachlässigen: Die Paneele werden mit einem Klicksystem montiert. Im Schadensfall lassen sich so einzelne Elemente kostensparend und zügig austauschen. Das FC Fassadensystem eignet sich sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen.
Novelis: Fassadengestaltung des Aluminiummarktführers
Neben der Optik stehen für den Aluminiumverarbeiter Haltbarkeit und Nachhaltigkeit von Gebäudefassaden im Mittelpunkt. Die vorlackierten und eloxierten Aluminiumfassaden von Novelis bieten Architekten einen großen planerischen Gestaltungsspielraum.
Merkmale von Novelis-Farbaluminium:
- Nicht brennbar: A1
- Witterungsbeständig
- Hochbelastbar
- Sehr geringer Wartungsaufwand, dadurch wirtschaftlich
- Große Designvielfalt
- Geringes Eigengewicht: 5,4 kg/qm
- UV-beständige, langlebige Farbwirkung durch PVdF-Lacke
Eloxiertes Aluminium von Novelis: Merkmale
- Dauerhafter, metallischer Glanz
- Korrosions (im neutralen Bereich)- und witterungsbeständig
- Geeignet für Gebäudehüllen von bis zu 20 Metern
- Neben metallischer Optik sind verschiedene Farben möglich
Ein Beispiel für die Verwendung einer Aluminiumfassade von Novelis ist das 2012 fertiggestellte Titanic Belfast Museum.
Parametric System von Schüco: Gestalterische Flexibilität von Fassaden
Computer Aided Design (CAD) macht parametrisches Entwerfen in bislang nicht gekannter Qualität möglich. Durch individuelle Fertigung der Bauteile von Schüco werden Redundanzen vermieden. Das Parametric System bietet die innovative Möglichkeit der dreidimensionalen Fassadengestaltung, die modular zusammenstellbar ist. Ein besonderes Highlight der hochpreisigen Produktlinie sind die Schüco 3D-Planungs- und Ausschreibungstools. Sie beinhalten Schnittstellen zu gängigen 3D-Entwurfsprogrammen sowie BIM-Software.
Produktinfos im Überblick:
- Hochwärmedämmendes Aluminium-Fassadensystem
- Flächenelemente transparent oder opak zur Verschattung
- Funktionen wie Lichtlenkung und solare Energiegewinnung sind möglich
- Individuelle dreidimensionale Architekturlösungen
- Elementabmessungen (BxH): max. 1.500 mm x 4.000 mm
- Erfahren Sie weitere Details über das Schüco Parametric System
Fassadengestaltung als zentrales Entwurfselement: Bürogebäudekomplex 3Cubes von gmp
Das renommierte Hamburger Architekturbüro gmp Architekten stellte jüngst ein Beispiel vor, bei dem die Fassade gestalterisch von besonderer Bedeutung ist. Die „3Cubes“ stehen im Büropark Caohejing im westlichen Stadtgebiet Shanghais. Der Bürogebäudekomplex mit Servicefunktionen in den Untergeschossen hat eine Bruttogeschossfläche von insgesamt 60.000 qm und besteht aus drei kubischen Baukörpern in gestaffelten Höhen von 35 m bis 60 m.
Klar und elegant wirken die weißen Baukörper mit ihrer vertikal orientierten Fassade. Diese gibt das elementare Gestaltungselement wieder: ein Wechselspiel von Anpassung und Abweichung. Der kleinste Kubus weist die größten, über je zwei Geschosse führenden Öffnungen in der Fassade auf, während der größte Kubus seine Fassade durch kleinere, eingeschossige Öffnungen rastert. Die daraus resultierende optische Irritation unterstützt subtil die Gesamtkomposition der Gebäude.
Für diesen Entwurf ermittelte gmp Breite und Winkel der der im Wechsel verglasten oder mit weißem Lochblech verkleideten Elemente parametrisch. Faktoren wie der saisonale Sonnenstand, Verschattung durch Nachbargebäude oder Attraktivität des Ausblicks konnten so für jede Fassadenseite einzeln bestimmt werden.
Preisverdächtige Fassaden
Am 09. September 2015 wurde der 24. Deutsche Fassadenpreis verliehen. Er zeigt die zahlreichen Möglichkeiten der Fassadengestaltung auf. Die ausgezeichneten Objekte belegen, dass gute Gestaltung aus dem Wesen der Aufgabe entsteht und an freier, spielerischer Wahl der Mittel wächst. Von dem renommierten Wettbewerb erhoffen Architekten sich Inspiration für bauliche Standardsituationen, aber auch für innovative Gestaltung.
Fazit
Die Fassade gibt einem Gebäude sein unverwechselbares Antlitz. Um dieses zu gestalten, haben Architekten neben Individuallösungen die Möglichkeit, auf modulare, vorgefertigte Bauteile zurückzugreifen. Deren Varianz ist so groß, dass die Einzigartigkeit eines Entwurfs unterstrichen wird. Die oben aufgezeigte Auswahl ist nur ein geringer Ausschnitt des Gesamtpotenzials der Fassadengestaltung.
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Kommentare
Die Fassadengestaltung ist ein spannendes Thema. Ich bin oft fasziniert, was sich Bauherren und Architekten so alles einfallen lassen um Ihre Fassade bestmöglich zu gestalten. Auch die verschiedenen Farbkombinationen sind wirklich interessant. Man kann aber auch schon mit wenig Geld viel an seiner Fassade verschönern, z.B. mit neuer Farbe.
Ich finde auch, dass die Fassadengestaltung ein spannendes Thema ist. Es gibt unglaublich faszinierende Arten die Fassade zu gestalten. Ich würde mir für meine Fassade eine professionelle Firma engagieren, die die Fassade neu gestaltet. http://www.delport.de/658/das-system/ueberblick
„Es gibt nichts Tieferes als die Oberfläche“
Die DBZ führt die Fassadendiskussion weiter:
http://www.dbz.de/artikel/dbz_Komplexitaet_mit_einem_dialogischen_Planungs_prozess_begegnen_Gerhard_2403673.html