A3 Fotos 1 (Bilder vor der Sanierung)
Ausgangssituation:
Die direkt am Marktplatz stehenden stattlichen Fachwerkgebäude wenden ihre beiden Schmuckfachwerkgiebel diesem direkt zu und unterstreichen die prominente Lage.
Die Erdgeschosse wurden massiv mit hammerrechten Bruchstein erstellt. Ab dem 1. Obergeschoss über das 2. Obergeschoss bis zum 2. Dachgeschoss als Holzfachwerk, teilweise mit Lehmausfachungen und Feldsteinen. Unter dem Gebäude Brettener Str. 2 ein Gewölbekeller mit Zutritt aus dem nördlichen Hof zwischen den Gebäuden. Das Gebäude Brettener Str. 2a war wohl im EG ein Pferdestall und darüber Wohnräume die auch Übernachtungsgästen gedient haben könnten. Der größere Gebäudeteil Brettener Str. 2 war ursprünglich ein Gasthof der gleichzeitig als Posthalterei diente.
Die Gebäude werden aufgrund dendrochronologischen Untersuchungen auf die Jahre 1515 (unbestätigt) und 1588 datiert. Hierauf folgen verschiedene Um- und Anbauten, 1756 erfolgte die Errichtung eines neuen Dachstuhles über beide Gebäude, da durch Anbauten auch die Durchfahrten überbaut wurden.
Die charakteristischen Grundrisse waren nur teilweise erhalten, so doch Blockstufen- treppen, Wendeltreppe (Einbau im 19. Jahrhundert) und Putze und Schnitzereien.
Die Wohnungen standen längere Zeit leer und wurden teilweise durch unqualifizierte Umbauversuche in ihrer Substanz erheblich geschädigt. Wegen verschiedener Umbau- ten der Gewerbeeinheit im Erdgeschoss gingen einige Grundrißstrukturen verloren, die zudem mit abenteuerlichen statische Konstruktionen erstellt wurden.
Lösung:
Die Stadt Eppingen hatte ein detailliertes, verformungsgerechtes Bauaufmaß bei dem Büro für Hausforschung und Bauaufnahme A. Seidel, in Auftrag gegeben.
Die ersten Maßnahmen war nach der Entkernung der Gebäude aufbauend auf die Bau- aufnahme eine statisch konstruktive Erfassung der Schäden. Hieraus ergaben sich Er- tüchtigungen der Wände im Erdgeschoss, auswechseln ganzer Deckenteile (Brand, Wasser), Erneuern der Grabenrinne incl Unterkonstruktion und der darunter stehenden Wände (Wasserschaden), Durch den vorgenannten Schaden, waren auch die Decken der gemeinsamen Gebäudetrennwand stark in Mitleidenschaft gezogen und mussten aufwendig instandgesetzt werden.
Die Erschließung erfolgt über ein neues Treppenhaus mit Aufzug zwischen den Gebäu- den, hierdurch konnte auf die komplizierten und platzraubenden Erschließungen in den Einzelgebäuden verzichtet werden. Notwendig wurde jedoch der Ausbau eines Wind- verbandes im historischen Dachstuhl, um vom neuen Treppenhaus in das Dachge- schoss des Gebäudes Brettener Str. 2 zu gelangen. Das neue Treppenhaus wurde be- wusst modern mit Sichtbeton und Glas gestaltet.
Die Grundrisse lehnen sich stark an die historischen Strukturen und Einteilungen an, zum einen kann auf alte Konstruktionen aufgebaut werden und zum anderen ergeben sich wohngerechte Grundrisse. Die Dachgeschosswohnungen wurden ausnahmslos als Maisonette gestaltet, die historische Konstruktion blieb sichtbar, vorhandene Blockstufentreppen wurden aufgearbeitet und als interne Wohnungstreppen genutzt.
A3 Fotos (Bilder nach der Sanierung)
Die energetische Sanierung erfolgte mittels Aufdachdämmung mit fertigen Untersichten, einer Innendämmung mit Lehm-Gipsputzen und Weichfaserplatten, auf den Einbau von Dampfbremsen wurde vollständig verzichtet, dies erforderte aufwendige eigene Bauteil- berechnungen. Ein BHKW mit Spitzenlastkessel sorgt für die Beheizung.
Aufgefundene alte Putze und Bemalungen wurden dokumentiert und reversibel Überar- beitet. Auch historische Details wie Sandsteingewände und Wände, Fachwerk und his- torische Treppen konnten in das Wohnambiente integriert werden.
Die Fassade und das Fachwerk wurden gereinigt, nach zuvor erfolgter Untersuchung, die beschädigten Gefache wurden mit Rotkalkputz erneuert und mit Mineralfarben ge- strichen, Die Holzteile erhielten einen roten Anstrich, die Schnitzereien entsprechend den Befunden und nach historischem Vorbild.
Bauaufnahme und Hausforschung: Dipl.-Ing. Armin Seidel, Stuttgart
Statik:
Ingenieurbüro Ilgner, Neckarsulm
Restaurator und Farbberatung: Holger Krusch, Schwaikheim
Bauvermessung: Vermessungsbüro Müller, Bretzfeld
Baubeginn: August 2010 Fertigstellung: Dezember 2011
Heilbronn, Oktober 2014
U. Richter Freier Architekt
Mitglied bei ArchitektenScout seit 11/2010
Kommentare
In unserer Stadt sollen nun auch die alten Gebäude saniert werden. Einige sind noch aus der Gründerzeit. Mein Mann arbeitet in einem Ingenieurbüro und meinte, dass es eine wunderbare Herausforderung wird sie zu renovieren. Solange Baumasse vorhanden ist, kann man ja darauf aufbauen. Schwieriger ist es, wenn gar keine Baumasse vorhanden ist.
Hallo und danke für den tollen Artikel.
Eine Altbausanierung ist etwas tolles.
Man fühlt sich wie in einer neuen Wohnung.
Ich würde mich hier informieren; http://www.rosenmaier-bau.at/leistungen/altbausanierung-und-zubauten-niederoesterreich