von Jesco Puluj, freier Architekturjournalist
Die Architektur der Moderne ist so schillernd und vielfältig, dass man manchmal vergisst wo die Wurzeln der heutigen Baukunst wirklich liegen. Tatsächlich ist es nämlich so, dass antiken Baustile und Bauweisen auch heute noch weltweit vorzufinden ist. Doch um welche Baustile handelt es sich konkret? Und wie lässt es sich erkennen, wenn in einem Gebäude der Neuzeit Überbleibsel der römischen und griechischen Architektur zu finden sind?
Römischer Zement
Ursprünglich war der römische Zement (auch opus caementicium genannt) zu schwach um monumentale Bauten zu ermöglichen. Mit der Entdeckung des Vulkanstaubs pozzolona änderte sich dies schlagartig, und Mitte des 1. Jahrhunderts setzte es die Römische Architektonische Revolution in Gang. Diese mündete in so berühmten Bauwerken wie dem Pantheon, den Aquädukten und Amphitheatern. Deswegen wird der römische Zement heute als die wichtigste Hinterlassenschaft der antiken Baukunst bezeichnet.
Der Zement löste dabei den Bau von Gebäuden aus Stein ab und ermöglichte zudem die Verzierung mit Stuck oder Marmor. Dabei kam den Römern zugute, dass die erforderlichen Materialien leicht verfügbar waren und ihr Transport keine Schwierigkeiten bereitete.
Die Römische Architektonische Revolution
Die Erfindung des römischen Zements führte dazu, dass sich den Architekten und Ingenieuren ganz neue Möglichkeiten der Baukunst boten. Viele dieser Elemente der damaligen Zeit lassen sich dabei noch heute entdecken, insbesondere die ikonischen dorischen, ionischen und korinthischen „Ordnungen.“ Hierbei handelt es sich um verschiedene Baustile, basierend auf der griechischen Antike, in denen vor allem Säulen verziert wurden.
Ein bekanntes Gebäude, der Neuzeit in dem sich diese Stile wiederfinden ist etwa der amerikanische Supreme Court. Die Säulen zeigen die Vielfalt mit der die Römer und Griechen ihre Gebäude verzierten und viele Villen und Familienhäuser bedienen sich noch heute dieser markanten Bau-Ordnungen.
Der Supreme Court wurde von Dass Gilbert entworfen und 1935 eröffnet. In seiner Grundstruktur ähnelt er einem römischen Tempel, was etwa durch die frei stehenden Säulen deutlich wird.
Auch in Großbritannien zeugen einige bedeutende Gebäude von den Baustilen der Antike, wie etwa der Buckingham Palace.
Ein weiteres berühmtes Beispiel für den Einfluss der römischen Bauweise auf die Nachwelt ist der Arc de Triomphe in Paris, der 1836 fertig gestellt wurde.
U.S. Supreme Court in Washington mit freistehenden Säulen(© granitepeaker/ depositphotos.com)
Der Pantheon
Der römische Pantheon gilt als eines der Bauwerke, welches die Architektur der westlichen Welt am deutlichsten geprägt hat. Hierbei handelt es sich um eine katholische Kirche, die unter Kaiser Hadrian um 118 n. Chr. fertig gestellt wurde. Sie besaß über 1700 Jahrelang die größte Kuppel der Welt und avancierte damit zum Prototypen für zahllose Kuppelbauten bis ins 19. Jahrhundert hinein.
Die Kuppel des Pantheon hat einen Durchmesser von 43,45 Meter und wird durch römischen Zement zusammengehalten.
Mehr Bilder zum Pantheon, sind in dieser Bildergalerie zu finden.
Die ikonische Kuppel des römischen Pantheon (© membio/ depositphotos.com)
Fazit
Mit der Erfindung des Zements und der Vormachtstellung der Römer kam es zu bahnbrechenden Veränderungen in der Architektur, die noch heute Grundlage für unsere Bauwerke sind. Amphitheater, Bäder, Zirkusbauten, Häfen und Brücken revolutionierten die Infrastrukturen der Städte und ästhetische Stile wie der Verzierungen freistehender Säulen wurden in den folgenden Jahrhunderten immer wieder aufgegriffen. Somit lässt sich zusammenfassen, dass die antike Architektur einen bedeutenden Einfluss auf die Baustile der nachfolgenden Jahrhunderte hatte und auch heute noch in verschiedenen Formen in unseren Bauwerken wiederzufinden ist.
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