Literatur über Architektur: In der neuen Serie stellt das Redaktionsteam von ArchitektenScout regelmäßig spannende Bücher zum Thema vor.
„The Fountainhead“ von Ayn Rand
Bei der ersten Buchempfehlung handelt es sich um den Roman „The Fountainhead“ der russisch-amerikanischen Schriftstellerin Ayn Rand. Der Roman behandelt den Unabhängigkeitskampf des ungewöhnlich begabten Architekten Howard Roark. Der Protagonist stellt stets die Kunst und das Leben nach seinen eigenen Vorstellungen in den Vordergrund. Er lässt sich weder von monetären Anreizen, noch von der verlockenden Anerkennung durch sein Umfeld verführen.
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Howard Roark ist eine Figur, die durch das stete Bewahren ihrer persönlichen Integrität als Beispiel steht für die feste Haltung eines Architekten. Er betrachtet sich als Künstler und bevorzugt es sogar, Bauvorhaben abzubrechen, wenn sie nicht seiner Gesinnung entsprechen. Selbst, wenn ein Bauwerk dem sozialen Wohnungsbau dienlich sein soll, geht Roarks Überzeugung über dessen Fertigstellung: „Ich stehe hier und sage, dass die Integrität des schöpferischen Werks eines Menschen von größerer Bedeutung ist als jegliche Wohlfahrtsbestrebung. Die Menschen, die dies nicht verstehen, sind diejenigen, die die Welt zerstören“ (Zitat aus „The Fountainhead“).
Der Roman „The Fountainhead“ wurde zweimal ins Deutsche übersetzt: Das erste Mal 1946 durch Harry Kahn unter dem Titel „Der ewige Quell“ und das zweite Mal im Jahre 2000 durch Werner Habermehl, der das Werk „Der Ursprung“ nannte. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, 1949, wurde der Roman verfilmt und lief als „Ein Mann wie Sprengstoff“ im Kino.
Das Buch
Die englische Originalversion „The Fountainhead“ besitzt 720 Seiten und ist im Verlag „Signet“ erschienen.
Die aktuellere deutsche Übersetzung „Der Ursprung. The Fountainhead.“ umfasst 768 Seiten und ist bei Gewis als Taschenbuch erhältlich.
Die Autorin Ayn Rand
Ayn Rand wurde am 02. Februar 1905 in St. Petersburg, Russland geboren. Sie studierte in Petrograd (Leningrad) Geschichte und Philosophie. Im Jahre 1929 floh Rand nach New York, wo sie Frank O’Connor kennenlernte und 1929 heiratete. O’Connor gilt als Vorbild für die Romanfigur Howard Roark. Die Autorin und Philosophin Rand schuf zahlreiche intellektuell anspruchsvolle Werke, die sich in den Vereinigten Staaten einer weitaus größeren Beliebtheit erfreuen als in Europa. Ayn Rand verstarb im März 1982 in ihrer Wahlheimat New York.
„Architektur denken“ von Peter Zumthor
Es bleibt mit der zweiten Buchempfehlung tiefsinnig. Peter Zumthor, der bekannte und nicht unumstrittene Schweizer Architekt fordert in seinem Buch „Architektur denken“ zu Überlegungen auf, die über Form und Konstruktion hinausgehen. Als ein Architekt, für den wortwörtlich handverlesene Werkstoffe – in Zumthors Fall bevorzugt Holz und Stein – vor dem Planen stehen, ruft er zu sinnlicher Erfahrung von Bauwerken auf. „Architektur denken“ ist eines der kleineren schriftlichen Werke des Pritzker-Preis-Trägers. Das Buch ist nachdenklich formuliert und zeigt auf, was den Architekten zu Entwürfen anregt, die zum einen Gefühl und Verstand vielfältig ansprechen, zum anderen aber äußerst präsent sind.
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Das Buch
„Architektur denken“ von Peter Zumthor hat 112 Seiten und ist bei der Birkhäuser Verlag GmbH als gebundene Ausgabe erschienen.
Der Autor und Architekt Peter Zumthor
Peter Zumthor wurde 1943 in Basel geboren. Dort absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Möbelschreiner, später studierte er Innenarchitektur und Design an der Kunstgewerbeschule Basel. Daran anschließend studierte er Architektur und Industrial Design am Pratt Institute in New York. Nach seiner Rückkehr arbeitete Zumthor zehn Jahre als Denkmalpfleger im Kanton Graubünden. Seit 1979 führt er in dem kleinen Ort Haldenstein bei Chur ein Architekturbüro mit rund 20 Mitarbeitern. Er erhielt mehrere Auszeichnungen für sein Wirken. Im Jahre 2009 erhielt er die wichtigste: Zumthor wurde für sein Lebenswerk mit dem wichtigen Architekturpreis Pritzker-Preis ausgezeichnet.
„Architekten zwischen Konzept und Strategie“ von Eduard Sancho Pou
Von der philosophisch-nachdenklichen Literatur über Haltung und Grundverständnis von Architekten führt die literarische Reise zu einem gegenwärtigen „Problem“: den neuen Anforderungen, denen Architekten am Markt heute gegenüberstehen. Eduard Sancho Pou, selbst Architekt, betrachtet die neuen Herausforderungen an Architekten genau – mit seinen Beobachtungen geht er zurück bis in die Nachkriegszeit. Von da an analysiert er anhand von ausgesuchten Beispielen, wie Architekten mit den Veränderungen in Gesellschaft und Politik umgehen. Parallel dazu stellt er Zusammenhänge zwischen dem sich in den USA entwickelnden Prinzip „Marketing“ und dessen Nutzung durch Planungsbüros her. Der Autor spannt den Bogen geschickt bis in die heutige Zeit. Auf diese Weise wird die Vielfalt der Rollen deutlich, die ein Architekt heute einnehmen muss, um erfolgreich zu sein. Angehörige des Berufszweiges können sich durch das kurzweilige und mit einem Augenzwinkern geschriebene Buch dazu inspirieren lassen, über neue und eventuell ungewohnte geschäftliche Wege nachzudenken.
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Das Buch
Das 200 Seiten starke, umfassend illustrierte Buch „Architekten zwischen Konzept und Strategie“ ist im Juni 2013 im DETAIL Verlag erschienen.
Der Autor Eduard Sancho Pou
Eduard Sancho Pou, Jahrgang 1974, studierte Architektur und Bauingenieurwesen an der Universitat Internacional de Catalunya in Barcelona und der Universitat Politècnica de Catalunya, wo er promovierte. Seit 2002 ist Sancho Pou selbstständig als Architekt und Strategieberater in Barcelona tätig.
von Gina Patricia Doormann, Architekturkommunikation und freie Journalistin
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