Heute präsentieren wir vom ArchitektenScout Ihnen einige Beispiele moderner Architektur in Berlin. Schließlich bietet die Hauptstadt eine Vielzahl interessanter Bauten, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind und das Herz eines jeden Architekturliebhabers erfreuen – oder zumindest zu Diskussionen anregen.
Wie ist es um die moderne Architektur in Berlin wirklich bestellt? Daniel Libeskind behauptete dieses Jahr: „Ich würde sie nicht mal als moderne Architektur bezeichnen.“ Besonders stört ihn dabei die Gestaltung des Potsdamer Platzes: „Er ist eine Simulation…Er wurde mit einem Computer entwickelt und aus einem Computer gebaut. Er hat nicht die Temperatur, das Adrenalin und die Lebenskraft Berlins.“
Eine solche Aussage ist schon verwunderlich. Schließlich hat Berlin weitaus mehr an moderner Architektur zu bieten als den Potsdamer Platz und Liebeskind hat bereits selber zum Stadtbild mit eigenen Projekten beitragen dürfen. So berichteten wir letztes Jahr über seinen Luxus-Apartmentkomplex „Sapphire“ und sein Jüdisches Museum ist weltberühmt.
Wie ist es also nun wirklich um die moderne Architektur in Berlin bestellt? Fakt ist, dass sie sehr umfassend ist. Von den futuristischen Neubauten am Potsdamer Platz, über innovativ designte Kirchen bis hin zu einfallsreichen Museen- und Wohnhausentwürfen: Berlin hat einiges zu bieten – sprich: für alle Geschmäcker ist etwas dabei.
In diesem Artikel präsentieren wir einige dieser Gebäude. Dabei ging es uns weniger darum, zu zeigen, welche uns besonders gefallen haben, sondern eben darzulegen, was hier für eine Vielfalt an moderner Architektur vorzufinden ist.
Das Jüdische Museum
Gleich zu Beginn des Artikels haben wir Daniel Libeskind zu Wort kommen lassen und möchten seine Worte anhand seines eigenen Werkes widerlegen. Es gibt durchaus moderne Architektur, die man als solche bezeichnen darf, ganz einfach weil sie in den letzten 10-20 Jahren entstanden ist und auch heute noch den Beweis bringt, dass die Ästhetik der Architektur sich seit der Wende deutlich weiterentwickelt hat. Ein solches Beispiel ist das Jüdische Museum Libeskinds, das 1999 eröffnet wurde.
Das Jüdische Museum hat einige herausragende Merkmale, die es weltberühmt gemacht haben. Da ist zum einen seine Zickzack-Form, die Titan-Zink-Fassade, die vielen Spitzen Winkel und die ungewöhnlichen Fensterformen. Doch auch die Aufteilung in 3 „Achsen“ ist architektonisch interessant. Hierbei handelt es sich um verschiedene Ebenen, welche durch ihre individuelle Gestaltung Aspekte der jüdischen Geschichte erlebbar machen.
Das JMB (Jüdische Museum Berlin) ist zudem das größte jüdische Museum Europas und ist mit 720.000 Besuchern jährlich eines der beliebtesten Berliner Museen. Es umfasst in seiner Dauerausstellung zwei Jahrtausende deutsch-jüdischer Geschichte und verfügt über Forschungseinrichtungen, Archive, Wechselausstellungen und eine Bibliothek.
Das Bikini-Haus
Beim sogenannten Bikini-Haus handelt es sich um einen modernisierten denkmalgeschützten Geschäftskomplex am Zoologischen Garten in Berlin. Es wurde zwischen 2010 und 2014 für um die 100 Millionen Euro umgebaut und beherbergt heute ein Einkaufszentrum auf 17 000 Quadratmeter sowie Restaurants, Cafés und Bars.
Für die Sanierung musst das ursprüngliche Gebäude entkernt bzw. rückgebaut werden. Fenster, Schaufenster und Fassaden wurden entfernt und durch Rekonstruktionen ersetzt.
Dass die opulente Größe des Gebäudes durchaus kritisch anzusehen ist, bemerkte auch die Frankfurter Allgemeine. Sie schrieb bei der Eröffnung des Bikini Hauses:
„Denn in Bezug auf die historische Mitte Berlins überwiegt der Wille zur Weite. Wie betäubt von der krampfhaften Suche nach exzentrischen, noch nie dagewesenen Lösungen möchte man die Verheerungen der Bombenteppiche und der Abrissbirnen mit gähnend ausgedehnten Plätzen und solitären Großbauten zementieren. Wer die angemessene vorherige Kleinteiligkeit zurückfordert, wird als Nostalgiker diffamiert.“
Berlin Hauptbahnhof
Mit täglich um die 300.000 Reisenden ist der Berliner Hauptbahnhof einer der beliebtesten Fernbahnhöfe in Deutschland. Er wurde von Meinhard von Gerkan entworfen und in mehreren Bauphasen von 1995 bis 2006 erbaut – die Gesamtbaukosten betrugen eine Milliarde Euro
Er befindet sich im Berliner Stadtsteil Moabit, nördlich des Regierungsviertels und deckt eine Fläche ab, die 430×430 Meter beträgt, während die Geschossfläche 70.000 Quadratmeter umfasst. Zudem wurden 15.000 Quadratmeter für Einzelhandelsgeschäfte und gastronomische Angebote bereit gestellt.
Der „moderne Look“ des Gebäudes entsteht vor allem durch die korbbogenförmige Glasdachkonstruktion in die eine Photovoltaikanlage integriert ist. Generell ist der Bahnhof besonders lichtdurchlässig und wurde so gebaut, dass das Licht sogar bis zu den unteren Gleisen vordringen kann.
Der Bahntower
Wie eingangs erwähnt, ist Daniel Libeskind kein Freund des Potsdamer Platzes und will dessen Bauwerke nicht einmal mit dem Etikett „Moderne Architektur“ versehen. Was für ihn ein Gütesiegel zu sein scheint, ist in Wirklichkeit unumstritten: der Bahntower ist ein Beispiel moderner Architektur in Berlin. Der Bahntower steht damit sinnbildlich für die Tatsache, dass Berlin als Millionenmetropole über eine Vielzahl moderner Bürobauten verfügt. Der Entwurf von Helmut Jahn gehört dabei zu den spektakuläreren Exemplaren. Das eine Milliarde Euro teure Gebäude verfügt über eine Nutzfläche von 22.000 m2 und sticht durch seine Glasfassaden hervor. Die sehen jedoch nicht nur schick aus sondern haben in den letzten Jahr auch öfters zu Problemen geführt, da sich Glasteile ablösten und auf die Straße fielen.
Nordische Botschaften
Das Gebäude der Nordischen Botschaften vereint die Botschaften von fünf nordischen Ländern und steht damit symbolisch für deren Zusammenhalt. Gleichzeitig besteht das das Gebäude nicht nur aus einem Gemeinschaftshaus sondern auch aus fünf eigenständigen Gebäuden, die nicht vom verantwortlichen Architektenbüro Alfred Berger und Tiina Parkkinen entworfen wurden. Stattdessen wurden von den beteiligten Ländern Architekturwettbewerbe ausgerichtet. So ist nun jedes Gebäude von den typischen Materialien seines Heimatlandes gekennzeichnet:
- Die dänische Botschaft hat eine offene Glasfassade (Büro 3XN)
- Die finnische Botschaft beinhaltet Lamellen aus Lärchenholz über Glas (Büro Viiva Arkkitehtuuri Oy)
- Die schwedische Botschaft zeichnet sich durch große Glasflächen und gotländischen Kalkstein aus (Architekt: Gert Windgardh)
- Die isländische Botschaft hat eine Fassade aus rotem Rhyolith (Büro PK HÖnnun)
- Die norwegische Botschaft hat eine 120 Tonnen schwere und 900 Millionen Jahre alte Granitplatte an seiner Fassade montiert (Architektrubüro Snohetta)
Um die Botschaften architektonisch zu vereinen werden sie von einem 15 Meter hohen und 230 Meter langen türkisfarbenen Kupferband umschlossen.
Baubeginn des Projekts war im Mai 1997, die Eröffnung erfolgte zweieinhalb Jahre später. Die Baukosten betrugen 49,5 Millionen Euro.
Das Gebäude der DZ Bank
Das Gebäude der DZ Bank steht in Berlin Mitte am Pariser Platz und wurde 1996-2001 errichtet. Der Entwurf von Frank Gehry zeichnet sich durch seine helle Sandsteinfassade auf der einen Seite und einer wellenförmigen Fassade auf der anderen Seite aus.
Die unterschiedliche Fassadengestaltung steht sinnbildlich für die verschiedene Nutzung. Auf der einen Seite befinden sich Büro- und Konferenzräume, auf der anderen Seite sind Wohnungen.
Noch mehr moderne Architektur in Berlin
Dies waren nur einige Beispiele, welche die Vielfalt moderner Architektur in Berlin widerspiegeln.
Weitere Beispiel finden sich etwa hier. Unter anderem:
- Kapelle der Versöhnung Berlin
- Österreichische Botschaft Berlin
- Konrad Adenauer Haus
- Debis Haus
- Sony Center
- Paul Löbe Haus
- Auswärtiges Amt
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