Als das Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin nach vierjähriger Bauzeit am 2. April 1979 im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eingeweiht wurde, zählte es weltweit zu den größten Kongresszentren. Geplant wurde das ICC, das eine Länge von 313 Metern und einer Breite von 89 Metern hat, von den Architekten Ursula-Schüler-Witte und Ralf Schüler. Das Architektenteam hatte das Gebäude, dessen markantestes Kennzeichen die silbergraue Fassade aus Aluminium ist, im futuristisch-brutalistischen Stil der High-Tech-Architektur gestaltet. Dabei handelt es sich um eine Architektur-Strömung, die eng mit der Chicagoer Schule in Verbindung steht und während der 1970er Jahre auch in Europa weite Verbreitung fand.
Der futuristische Stil des Gebäudes wurde in den ersten Jahren von den Berlinern ebenso heftig diskutiert, wie die nicht minder futuristische Figur „Ectabane – der Mensch baut seine Stadt“, die Jean Ipostéguy geschaffen und die ein Jahr nach der Eröffnung vor dem ICC Berlin aufgestellt wurde. Nachdem der Betonsockel brüchig geworden war, wurde die Skulptur im Jahr 2005 abgebaut und ist seitdem in einer Halle auf dem Messegelände untergebracht. Das tat dem Erfolg des Gebäudes aber keinen Abbruch: Die 80 Säle hatten eine Kapazität von insgesamt 15.500 Personen und waren stets bestens ausgelastet. Weil das ICC Berlin inzwischen aber als „technisch verschlissen“ gilt, ist es geschlossen und soll unter Denkmalschutz gestellt werden.
So wurde das Gebäude genutzt
Das ICC Berlin hat eine Breite von 89 Metern und eine Höhe von 40 Metern und ist mit einem dreigeschossigen Brückenbauwerk mit der zweiten Ebene zweier Hallen auf dem benachbarten Messegelände verbunden. Dadurch war eine Quer- und Mischnutzung möglich. Insgesamt besitzt das ICC Berlin eine Bruttogeschossfläche von über 200.000 Quadratmetern. Für Veranstaltungen konnte jedoch nur ein Bruchteil, nämlich rund 30.000 Quadratmeter, genutzt werden. Somit waren die Verkehrsflächen innerhalb des ICC Berlin sehr groß gestaltet, was auch völlig in der Absicht der Architekten lag: Sie wollten mit dem ICC „ein Haus der Kommunikation“ schaffen. Die großzügig dimensionierten Verkehrsflächen wurden von den Besuchern geschätzt und führten dazu, dass dieser Kongressort mehrfach international ausgezeichnet wurde.
Ursprünglich sollte das ICC Berlin unmittelbar ans U-Bahn-Netz angeschlossen werden, als die Linie 1 zum Theodor-Heuss-Platz verlängert wurde. Um diese Pläne – die dann jedoch verworfen wurden – verwirklichen zu können, wurde im Vorfeld die Fußgängerunterführung an der Kreuzung zwischen Messedamm und Masurenallee baulich verändert. Die entsprechenden Flächen wurden jedoch freigehalten, um diese Pläne möglicherweise in der Zukunft doch noch zu verwirklichen.
Nachdem das ICC Berlin mehr als 20 Jahre betrieben worden war, stellte der Berliner Senat trotz einer überdurchschnittlichen Auslastung dennoch äußerst hohe Betriebskosten fest. Zudem hätte das ICC Berlin mit hohen Kosten von nahezu 200 Millionen Euro saniert werden müssen. Deshalb wurde darüber nachgedacht, auf dem Areal der Deutschlandhalle ein neues Kongresszentrum zu errichten. Im Frühling 2008 entschied sich der Senat jedoch dafür, das ICC zu erhalten und mit dem CityCube Berlin ein neues Messe- und Kongresszentrum zu erbauen.
Ein Grund dafür, warum die Sanierung alles andere als einfach ist, liegt in der Gestaltung der technischen Ausstattung: Diese wurde komplett im Keller unter einer Betondecke untergebracht. Damit die Technik ausgetauscht werden kann, muss also zunächst die Bodenplatte aufgerissen werden. Die Veranstaltungstechnik hingegen befindet sich im Funkturminnenhof und wird bei Bedarf über einen großen Lastenaufzug auf die Bühne gebracht.
So ist das ICC Berlin technisch ausgestattet
In den Veranstaltungsräumen des ICC Berlin steht seit 2009 der High Definition Television-Standard zur Verfügung, also hochauflösendes Fernsehen. So erfolgen die Präsentationen auf den Event-Notebooks, LED-Screens sowie Projektoren im Format 16:9, wobei eine Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln geboten wird. Weil das HDTV-Signal direkt in das Kabelnetz eingespeist wird, ist eine günstige Darstellung über HDTV-Bildschirme oder einen handelsüblichen DVB-Receiver realisierbar. Soll eine Public Viewing-Veranstaltung angeboten werden, ist dies im ICC Berlin ebenfalls möglich.
Durch ein Notstromaggregat ist das ICC Berlin selbst bei Großveranstaltungen vom Berliner Stromnetz unabhängig. Im ICC Berlin steht ferner eine eigene Polizeiwache zur Verfügung, die allerdings lediglich bei Großveranstaltungen besetzt ist. Zur Ausstattung der Polizeiwache, die im Untergeschoss des Parkhauses eingerichtet wurde, gehören auch mehrere Arrestzellen.
Das ICC Berlin und seine Bedeutung für die Stadt
Das rund eine Milliarde Euro teure Gebäude zählt zu den wichtigsten Bauwerken, die in der Nachkriegszeit in Deutschland erbaut wurden. Über die Zukunft des ICC Berlin wird in der Bundeshauptstadt bereits seit mehreren Jahren diskutiert. Weil die Betriebskosten deutlich über den Einnahmen aus Veranstaltungen liegen, will die Messe Berlin das Kongresszentrum nicht weiterbetreiben, nachdem es am 9. März 2014 endgültig geschlossen wurde. Auch wie das ICC Berlin künftig genutzt werden könnte, steht noch in den Sternen, ebenso die Frage, wer die Kosten für die Sanierung übernehmen muss.
Eine vorübergehende Zwischennutzung hatte sich im Dezember 2015 ergeben: Damals wurde es im Zuge der europäischen Flüchtlingskrise als Notunterkunft verwendet. Im Frühling 2016 wurde zudem eine Erstanlaufstelle für Flüchtlinge eingerichtet, in der bis Juni 2017 täglich bis zu 1.400 Asylbewerber abgefertigt worden waren.
Hinterlasse einen Kommentar