Architekten benötigen gute Kameras, nicht nur als Hobby um Urlaubsbilder zu schießen, sondern auch beruflich. Seitdem Smartphones, insbesondere das allgegenwärtige iPhone, gute Bilder machen können ist diese Art zu fotografieren bei Architekten besonders beliebt und ständig im Einsatz.
Trotz allem: Der Anspruch eines Architekten an seinen Fotoapperat ist dabei besonders hoch. Beruflich (und oft auch privat) benötigt der Architekt nicht nur eine solide, gute Verarbeitung, sondern auch ein möglichst geringes Gewicht. Arbeiteten bis zur ein paar Jahren fast alle mit einer Spiegelreflexkamera und verschiedenen Objektive geht nun der Trend eindeutig zur kompakteren, kleineren und leichteren Systemkamera.
In genau diesen Trend stößt das neueste Produkt aus dem Traditionshaus Leica aus Wetzlar mit der Leica Q (Typ 116),codename: „Hemingway“.
Im Test für die optimale Kamera für Architekten ist heute die brandneue Leica Q , eine Vollformat System-Kompaktkamera (also ohne Spiegel) mit Festbrennweite 28mm.
Mit der Video-Funktion erfüllt die Kamera den Anspruch jedes Architekten bestimmte Szenen als Video zu dokumentieren. Zum Beispiel ein Richtfest oder eine abschließende Objektdokumentation ist so schnell gemacht.
Besonders ideenreich empfanden wir das mitliefern einer kostenfreie Lightroom 6 Vollversion. Hier geht Leica wohl davon aus, dass jeder Leica Q Besitzer auch gerne seine Bilder bearbeitet.
26,3 Megapixel (physikalisch), 24,2 Megapixel (effektiv) sind ausreichend, bei einer Vollformat Nikon D800 mit 36 MP hat man eher Probleme ein verwackelungsfreies Bild zu machen.
Leica ruft 3.990 Euro für die neue Q auf, Verhandlungen zwecklos, im Vergleich mit Sony eher etwas teurer aber im Vergleich mit anderen Leica Produkten durchaus fair kalkuliert, insbesondere wenn man den guten Wertverlauf einer Leica Kamera bedenkt.
Besonders angenehm ist das Gewicht mit 640 g eher an der oberen Grenze einer Systemkamera, aber das hochwertige Objektiv und das wertige, stabile Gehäuse.
Für die Leica Q sind verschiedene Zubehörteile verfügbar, oder eben genau nicht, so ist der geplante Blitz (kommt von Metz) zur zeit noch nicht lieferbar. Ein gutes Sortiment an Taschen und Holster in Leder schützen die Kamera und lassen sie gut transportieren.
Beachten wir die typischen Einsatzorte einer Berufskamera beim Architekten. Als erstes natürlich die Baustellenfotos zur Dokumentation des Baufortschritts und der technischen Details. Hier zeigt sich insbesondere das lichtstarke Sumulux Objektiv in Verbindung mit den rauscharmen hohen ISO-Zahlen seine Wirkung. Im Praxistest konnte man problemlos bei Dämmerung heute Aufnahmen ohne Blitz schießen. Dann die Objektaufnahmen um eine Referenzliste oder Werkschau zu erstellen. Das 28 mm Weitwinkelobjektiv bietet hier gute Voraussetzungen Architektur optimal zu fotografieren. Dann Mängeldokumentationen.
Die Konkurrenz gibt es mit der M aus dem eigenen Hause und der eine oder andere Architekt wird diese wahrscheinlich bereits im Einsatz haben. Hier störte uns immer die zeitaufwendige Motivscharfstellung und Belichtung. Dies löst die neue Q in sekundenschnelle und idiotensicher. Man muss allerdings bedenken, dass nur ein Objektiv zur Auswahl steht (vernachlässigen wir einmal die Möglichkeit mit Cropfaktoren die Bilder technisch so anzupassen, dass diese aussehen wie mit einem 35 mm oder 50 mm Objektiv gemacht).
Der Konkurrent aus Japan ist sicherlich die Sony R1 mit knapp 3.000 Euro auch kein echtes Schnäppchen, aber solide gebaut. Hier ist der Sucher deutlich langsamer und die Belichtungsmessung gefällt uns an der Leica besser. Ganz besonders ist die Neuerung für Berufsfotografen mit dem WIFI Anschluss, so können Bilder spontan veröffentlicht und geteilt werden und eine eigene App gibt dem Q Fotografen die Möglichkeit seine Kamera fern zu steuern. Wir vermuten auch , das leicatypisch der Wert einer Q recht stabil bleiben wird.
Was beim Praxistest auffällt ist der extrem gute und schnelle Sucher und das ebenfalls extrem schnelle Autofocus. Spontane Aufnahme gelingen häufig. Die Aufnahmen sind fast geräuschlos auszulösen. Das Menü empfanden wir auch, entgegen allen Unkenrufen anderer Tester als recht logisch und verständlich. Sogar eine WLAN Funktion hat Leica seiner Q spendiert.
Das Sahnestück ist das Festobjektiv 28 mm (also eher Weitwinkel) mit einer besonders guten Bildqualität und Lichtstärke. In Verbindung mit den extremen ISO Werten können abends aussergewöhnlich gute Aufnahmen realisiert werden. Hier ist die Macro Funktion genial gelöst, mit einem Dreht ändert sich die Entfernungseinstellung und nun kann der Fotograf bis auf 17 cm an sein Objekt heran, für Detailaufnahmen sehr gut geeignet.
Fotografieren muss für Architekten einfach auch Spaß machen und das tut die neue Leica Q einfach. Sie macht Spaß , ist praktisch und schieß gute Bilder. Eine klare Empfehlung von den Testern von ArchitektenScout.
andere Testberichte :
http://www.heise.de/foto/meldung/Leica-Q-Vollformat-Kompakte-mit-dem-roten-Punkt-2687193.html
und in Englischer Sprache.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit hochwertigen Fotoapparaten, oder explizit der Leica Q als Architekt freuen wir uns über jeden Kommentar.
Kommentare
„ich schrieb bei angedrücktem Sucher, das heißt natürlich bei angedrücktem Auslöser!“
Die Q für Architektur?
Bei uns ist die Q seit einigen Monaten im Einsatz, und wir machen sehr viele Architekturaufnahmen.
Eines vorweg: Einen Baufortschritt kann man meist recht gut mit dem iPhone dokumentieren, die Brennweite ist fast gleich, und die Bildqualität schon seit iPhone 5 mehr als gut, auch das Rauschverhalten ist gut.
Für Architekturaufnahmen benötigt man üblicherweise
– eine 3D Wasserwaage
– und einen guten Monitor
Beides hätte die Q.
Aber
– die Wasserwaage verschwindet bei angedrücktem Sucher
…das versteht kein Mensch der Welt…
– und zusätzlich erscheint am unteren Bildrand bei angedrücktem Sucher
immer ein schwarz hinterlegter „Informationsstreifen“
der den gesamten unteren Bildrand überdeckt!
Das heißt in der Praxis für Architekturaufnahmen
– die Wasserwaage kann man fast vergessen, wenn man sie am meisten braucht ist sie verschwunden
– und einen sauberen Bildausschnitt bekommt man auch nicht hin,
zumindest nicht mit dem rückseitigen Monitor, man muss dafür schon den Durchlichtsucher benutzen – aber auch hier verschwindet die Wasserwaage bei angedrücktem Auslöser.
Exakt gerade sind die Bilder der Q oft nicht, und der untere Rand ist oft auch nicht korrekt, wenn es darauf ankommt.
Und das bedeutet:
– Für Architekturaufnahmen ist die Q auch nicht viel besser als ein iPhone, das hat im Gegenteil auch die GPS-Koordinaten im Bild, meist sehr vorteilhaft.
Wenn man die Q auf Vollautomatik einstellt, bleibt sie so gut wie immer auf Blende 1,7 und Verschlusszeit 1/60 stehen, der Rest wird meist durch ISO Nachstellen geregelt. Will man mehr Tiefenschärfe muss man schon die Blende per Hand einstellen. Viele andere Kleinigkeiten auch noch ergeben sich erst nach ausgiebigem Gebrauch. Z.B. hat sie EINE belegbare Funktionstaste, eine Architekturaufnahme bei Nacht benötigt oft aber
– Einstellen des Weißabgleichs
– Einstellen der Belichtungskompensation
– Einstellen Selbstauslöser
Das alles mit EINER Funktionstaste zu lösen erfordert schon einiges an Herumhantieren, es geht alles, aber zunächst sind mit einer Q einige Hürden zu überwinden, die man vorher mit Sicherheit so nicht vermutet hatte. Die Foren sind voll mit Vorschlägen für diverse Workarounds.
Die Q ist im Scharfstellen extrem schnell. Das heißt, man kann einmalige Schnappschüsse damit machen. Und die Bildqualität ist wirklich wunderbar.
Aber, um Erwin Puts zu zitieren, alles andere als dieses wäre bei diesem Preis für Leica auch eine echte Katastrophe gewesen.
Unsere Quintessenz nach vielen Monaten: Die Q ist eine Klasse Kamera für alles mögliche, aber für Architektur nicht.
Dafür ist die D-Lux 109 besser geeignet, ist kleiner, leichter, hat ein noch größeres Weitwinkel, und hat insbesondere die o.a. großen Mängel der Q nicht.