Architekturfotos werden für unterschiedliche Zwecke angefertigt. Häufig ist die Verwendung der Aufnahmen zur Präsentation des fertigen Bauobjekts, beispielsweise für die Referenzen des Architekten oder für Vermietungs- und Verkaufszwecke des Objekts.
Daneben gibt es die künstlerische Architekturfotografie, die sich alleine an der Ästhetik der fertigen Aufnahmen orientiert.
Je nach Einsatzzweck ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an den Fotografen und seine Ausrüstung.
Fotoausrüstung für die Architekturfotografie
In der Architekturfotografie ist in der Regel eine hohe Detailtreue gefragt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, eine Kamera mit großem Sensor einzusetzen. Eine digitale Spiegelreflexkamera mit Vollformat-Sensor wird häufig als das Minumum angesehen, besser ist eine Mittelformat-Kamera. Teilweise arbeiten Architekturfotografen noch mit Großformat-Kameras und analogem Film, der nach den Aufnahmen gescannt wird.
Da es bei Architekturaufnahmen sehr auf die genaue Ausrichtung der Kamera ankommt, setzt man ein Stativ ein. Über eine Wasserwaage wird eine exakt horizontale Position erreicht, die für optimale Fotos wichtig ist.
Stürzende Linien
Wenn die Kamera bei Architekturaufnahmen aus der Waagerechten nach oben gekippt wird, um das Objekt formatfüllend fotografieren zu können, entstehen dadurch zwangsläufig stürzende Linien, die auf professionellen Architekturfotos nicht gewünscht sind.
Beim Einsatz einer Großformatkamera vermeidet man diesen Effekt, indem man die Objektivebene parallel zu Aufnahmeebene so weit nach oben verschiebt, bis das gesamte Objekt erfasst wird. Ein Kippen der Kamera ist dann nicht erforderlich, stürzende Linien entstehen nicht.
Einen ähnlichen Effekt erreicht man bei digitalen Spiegelreflexkameras durch den Einsatz von sogenannten Tilt-Shift-Objektiven. Auch hier lässt sich die Objektivebene verschieben.
Steht diese Spezialausrüstung nicht zur Verfügung, ist es möglich, stürzende Linien in der späteren Bildbearbeitung zu korrigieren. Dadürch leidet allerdings die Bildqualität etwas. Für viele Zwecke reicht ein solches Vorgehen aber aus.
Lichtverhältnisse
Ein wichtiger Faktor für Architekturfotografie ist der jeweilige Sonnenstand. Je nach Tageszeit und Wetter ergeben sich ganz unterschiedliche Lichtverhältnisse, die Fotoaufnahmen optimal unterstützen oder erschweren. Hier ist eine genaue Planung erforderlich, damit der Fotograf zur richtigen Zeit vor Ort ist. Unter Umständen ist es erforderlich, mehrmals zum Objekt zu fahren, damit alle gewünschten Perspektiven eingefangen werden können.
Innenarchitektur
Auch innerhalb der Gebäude werden Architekturfotos angefertigt. Das betrifft nicht nur Eingangshallen und Foyers, sondern auch kleinere Räume wie Büros oder Hotelzimmer. Hier ist die Lichtführung oft sehr anspruchsvoll, weil das natürlich vorhandene Licht meist nicht für die Aufnahmen ausreicht und durch Kunstlicht (Blitz oder Dauerlicht) ergänzt werden muss.
Da die benötigten Lampen aber im späteren Bild nicht zu sehen sein dürfen, besteht ein Innenarchitektur-Foto oft aus mehreren Bestandteilen, die später am Rechner zusammengesetzt werden. Vereinfacht gesprochen kann man sich das so vorstellen: Eine Lampe steht im linken Bildteil und beleuchtet den rechten Bildteil. Anschließend macht man ein weiteres Foto, bei dem die Seiten vertauscht werden. In der Nachbearbeitung werden dann beide Bildteile zusammengefügt, sodass ein gut beleuchtetes Foto entsteht, ohne dass Leuchtenstative im Bild zu sehen sind. Aufwändig erstellte Innenarchitekturfotos bestehen oft nicht nur aus zwei Bildteilen, sondern erfordern vielleicht 10 oder 20 Einzelfotos, die aufwändig kombiniert werden.
Praxistipps, um Architekturfotos selber anzufertigen
Bauherren, Architekten und andere Personen möchten von Zeit zu Zeit ein professionell aussehendes Architektur-Foto anfertigen, ohne dass sie über die nötige Profi-Ausrüstung verfügen oder in jedem Einzelfall einen Fotografen engagieren möchten.
Wenn Sie die folgenden Tipps berücksichtigen, können Sie auch in diesem Fall gut verwendbare Fotos anfertigen:
- Wählen Sie eine geeignete Lichtsituation. Ein heller Tag mit leicht bedecktem Himmel ist optimal.
- Halten Sie die Kamera exakt waagerecht, ohne sie nach oben zu kippen. Eventuell brauchen Sie dafür ein sehr weitwinkliges Objektiv oder müssen sich weiter vom Objekt entfernen, können so aber in vielen Fällen die gefürchteten stürzenden Linien vermeiden. Nach Fertigstellung des Fotos schneiden Sie in der Bildbearbeitung die untere Bildhälfte einfach ab, denn dort sind nur bildunwichtige Details zu sehen.
- Müssen Sie die Kamera wegen der Platzverhältnisse oder weil Ihnen kein geeignetes Objektiv zur Verfügung steht doch nach oben kippen, eliminieren Sie die dadurch entstehenden stürzenden Linien in der anschließenden Bildbearbeitung. Eine einfache Möglichkeit dafür ist die Verwendung der Software Adobe Lightroom. Sie verfügt über die sogenannte „Upright“-Funktion, mit der auf Knopfdruck ohne weiteres Zutun die stürzenden Linien begradigt werden.
Architekturfoto vor der Korrektur
Architekturfoto nach der Korrektur
Autor: Michael Omori Kirchner
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