1fotolia_75123131_bg

„Zehnkampf“ Solares Bauen

Wie Sie in zehn Disziplinen Ihr Sonnenhaus besonders marktfähig und energieeffizient gestalten

Streng genommen ist das solare Bauen kein Trend mehr, da es nun schon lange kein Geheimnis mehr ist, wie kostensparend und umweltfreundlich die Förderung von Solarenergie ist. Dennoch entwickelt sich die Solarindustrie schnell, weswegen es für Architekten und Bauherren wichtig ist, auf dem neusten Stand zu bleiben.

Dieser Artikel informiert Sie über die 10 „Königsdisziplinen“ des solaren Bauens um Sie dazu inspirieren, ein außergewöhnliches Bauprojekt zu schaffen.

 

Was ist solares Bauen?

 

Solares Bauen (auch Solar-Architektur genannt), bezeichnet jegliche bauplanerische Tätigkeiten bei der das entstehende Gebäude die Sonne als Energiequelle nutzen wird. Gründe für das solare Bauen sind das Senken des Heizenergie- und Kühlenergiebedarfs womit Kosten für externe Energiequellen gemildert und die Umwelt geschont wird. Ein Haus, das unter diesen Bedingungen entsteht wird Solar- oder Sonnenhaus genannt und sticht meist durch seinen ungewöhnlichen Baustil hervor. Dies liegt den besonderen Eigenschaften zugrunde, die Teil der solaren Energiegewinnung sind, wie etwa der Nutzung von riesigen Glasfassaden sowie Solarplatten auf dem Dach.

Als Pionier des solaren Bauens gilt der Schweizer Jose Jenni, der 1989 das erste voll mit Sonnenergie beheizte Wohnhaus Europas errichtete.

Ein Sonnenhaus am Ammersee (Foto: GrüneFraktionBayern)

sonnenhaus

Ein Sonnenhaus darf nur als solches bezeichnet werden, wenn es gewissen Standards des solaren Bauens folgt, welche vom Sonnenhaus-Institut in Straubing festgelegt sind, einem Verein der seit 2004 besteht. Wichtige Komponenten eines Sonnenhauses sind laut des Instituts eine gute Wärmedämmung, eine 50% solare Deckung des Energiebedarfs sowie eine Zuheizung durch regenerative Energiequellen.

 

Der Solar Decathlon – der solare Zehnkampf            

 

Einer der bedeutendsten Wettbewerbe im Bereich des solaren Bauens ist der Solar Decathlon („Solarer Zehnkampf“), der jährlich vom US-Ministerium für Energie ausgelobt wird. Teilnahmeberechtigt sind zwanzig Universitäten, die in einem Vorentscheid ausgewählt werden um dann innerhalb von zwei Jahren ein Gebäude umzusetzen, dessen Energiebedarf nur durch Solarenergie gedeckt werden darf. Die Solarhäuser werden dann in zehn Kategorien bewertet um den Sieger zu bestimmen.

Wer sich mit solaren Bauprojekten beschäftigt, sollte sich diese Kategorien unbedingt näher anschauen, da sie eine sehr gute Übersicht über die wichtigsten Aspekte der Solararchitektur geben.

Der Solar Decathlon in den USA (Foto: Stefano Paltera)

 

Hier sind sie also, die zehn Disziplinen des „Solaren Zehnkampfes.“ Vielleicht lohnt es sich ja, Ihr Bauprojekt auch als einen solchen Zehnkampf zu betrachten um in Ihnen den nötigen Ehrgeiz zu entfachen, ein außergewöhnliches solares Bauprojekt auf die Beine zu stellen.

 

  1. Architektur Achten Sie darauf, dass die Integration der solaren Technologien architektonischen Standards entspricht und gut an das ästhetische Konzept angepasst wird.
  2. Technologische Umsetzung Fordern Sie sich heraus, dass die Gebäudetechnik funktional, effizient, innovativ, ökonomisch und robust ist.
  3. Marktfähigkeit Ihr solares Gebäude könnte Vorreiter und Vorbild für Nachfolgeprojekte anderer Bauherren sein. Achten Sie demnach darauf, dass die verwendeten Materialen gut erhältlich sind und stellen Sie sicher, dass es wirtschaftlich ist. Hierbei ist insbesondere wichtig, dass zusätzliche Kosten durch die Energiegewinnung wieder wettgemacht werden.
  4. Öffentlichkeitsarbeit Ein solares Bauprojekt gibt Ihnen die Möglichkeit, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie innovativ Sie arbeiten. Ein Architektenbüro etwa kann an Prestige und Bekanntheit gewinnen, wenn es erfolgreich nach Außen kommuniziert inwiefern es die Anforderungen und Herausforderungen des Projekts meistert.
  5. Thermische Behaglichkeit Diese Kategorie bezeichnet, inwiefern Ihr Haus Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit kontrollieren kann. Zudem fühlen sich Hausbewohner generell am wohlsten wenn die Raumtemperatur 22-24 Grad und die Luftfeuchtigkeit 40-55% beträgt.
  6. Technische Ausstattung Schafft Ihr Haus es, soviel Energie zu produzieren, dass Haushaltsgeräte und andere elektronische Geräte mitversorgt werden können? Idealerweise können Gefrierschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler und Trockner lediglich mittels Solarenergie betrieben werden.
  7. Warmwasser Eine weitere Herausforderung ist, dass Warmwasser des Hauses durch solare Energie zu erzeugen. Im Solar Decathlon mussten die teilnehmenden Teams zweimal am Tag ca. 55 Liter heißes Wasser produzieren.
  8. Lichtkonzept Die Lichtgestalt macht einen großen Teil des Wohnkomforts aus und ist beim solaren Bauen eine besondere Herausforderung. Sie sollten darauf achten, dass Haus so zu konzipieren, dass es tagsüber nicht notwendig ist, elektrische Lichtquellen zu verwenden. Weitere Aspekte eines funktionierenden Lichtkonzepts sind die Außenwirkung bei Nacht sowie die Kontrollierbarkeit der Lichtquellen.
  9. Energieeinspeisung Achten Sie darauf, dass Ihr Haus eine ausgeglichene Energiebilanz vorweisen kann. Bestenfalls wird der notwendige Energiebedarf für einen 2 Personen Haushalt allein durch Sonnenenergie gedeckt. Wenn Sie besonders effektiv arbeiten, dann schaffen Sie es sogar einen Überschuss an Energie zu erzeugen, der dann in das lokale Stromnetz eingespeist werden kann.
  10. Home Entertainment Sie wollen selbstverständlich nicht nur ein Haus bauen, in dem man gerne wohnt, sondern in dem auch gerne besucht wird. Eine letzte Herausforderung, die sich demnach bietet, ist das Haus so zu gestalten, dass Gäste genug Platz haben und zudem genug Energie vorhanden ist um auch sie zu versorgen. Im Solar Decathlon müssen die Teams sogar einen Heimkinoabend veranstalten.

Fazit

Der Bau eines Sonnenhaus bringt viele Herausforderungen mit sich. Wer diese allerdings meistert, hat nicht nur ein kostensparendes und innovatives Gebäude geschaffen, sondern kann auch an Prestige und Fahrt für künftige Bauprojekte gewinnen. Wer dabei die zehn Königsdisziplinen des solaren Bauens im Hinterkopf behält, kann sichergehen, ein tolles Haus zu errichten und dabei noch nebenbei alle Anforderungen zu erfüllen, um das Bauprojekt als Sonnenhaus bezeichnen zu dürfen.

von Jesco Puluj, freier Architekturjournalist

Kommentare

Von Skinny Veröffentlicht 6. März 2015 14:16 Reply

Genialer Artikel, voll von Inspiration und Ansporn.
Moderne Technologien erlauben es bereits, VORHANDENE und KOSTENLOSE Energien zu nutzen. Ich hoffe, dass die Meister der Architektur den Weg des Geldes irgendwann verlassen und auf grüne Recycling-Architektur umschwenken.
Wenn sich eine Anlage erstmal amortisiert hat, entstehen neben Pflege und Wartung keine Kosten mehr, ist das nicht verlockend? :D

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Unsere Datenschutzerklärung findest Du hier. Dort kannst Du auch das Akzeptieren von Cookies widerrufen!

Schließen